Abbildung (im Original):

Der 1961 ermordete Priester V. Šamšonas.

Imbradas

Sechzehn Jahre nach dem Tode des Pfarrers V. Šamšonas.

Zehn Kilometer hinter Zarasai in Richtung Obeliai liegt das Kirchdorf Imbradas. Rings um die Holzkirche liegen die Gräber der Ahnen. Hier befinden sich auch die Ruhestätten der Priester. Der letzte Pfarrer wurde hier vor sechzehn Jahren begraben. Auf dem Grabe steht ein Steinkreuz mit der Inschrift:

Seeligen Angedenkens Priester Vytautas — Antanas Šamšonas

17. August 1912 bis 28. Januar 1961

Gottes unendliche Liebe möge ihm Ruhe gewähren.

Dem langjährigen Pfarrer von Imbradas

die dankbare Pfarrgemeinde

Er war noch jung, erst 48 Jahre alt, als ihn der Tod einem arbeitsreichen Leben entriß.

Der Pfarrer liebte seine Pfarrgemeinde, die Gemeinde liebte ihren Pfarrer. Der Pfarrer lebte mit seiner Mutter, die ihm den Haushalt führte. Am 28. Januar 1961 bat der Pfarrer seine Mutter, ihm Wasser für eine Kopfwäsche vorzubereiten, während er noch einmal in die Kirche ging, um zu beten. Als er nicht zurückkam, wurde die Mutter unruhig, sie benachrich­tigte den Kirchenvorsteher und gemeinsam gingen sie den Pfarrer zu suchen. Man fand ihn, aber wie! Er lag tot in der Kirche in einer Blutlache. Die Regierung ließ das Gerücht verbreiten, der Pfarrer hätte sich das Leben genommen, indem er durch ein Loch in der Decke gesprungen sei (tatsächlich gibt es Spuren an der Decke, allerdings nur von unten). Die Pulsadern beider Handgelenke waren durchschnitten (nach Meinung der Ärzte könne das ein Mensch sich allein nicht antun), der Kopf war zer-schunden.

 

Pfarrer Samsonas stammte aus der Pfarrgemeinde von Papilis. Zum Priester wurde er an dem Kaunaer Priesterseminar geweiht. Er war ein gebildeter, ernster und ordentlicher Priester. In letzter Zeit wurde er des öfteren in das KGB gerufen.

 

Noch ein kleines Detail: Einige Jahre nach dem Ableben des Priesters Samsonas wurde ein in Pasvalys wohnender betagter Priester, Doktor der Philosophie, von den Sicherheitsbediensteten in das Militärkommissariat gerufen und dort über die möglichen Todesursachen des Priesters befragt... Noch Jahre danach beunruhigt das KGB dieser Tod .. .

 

Liquidation der Katholischen Pfarrgemeinde von Žalioji

Die Holzkirche von Žalioji ist im Kriege, 1944, abgebrannt. Der Vor­sitzende des Pfarrausschusses, Kazys Mažeika, wandte sich an Bischof A. Karosa mit der Bitte, der Pfarrgemeinde von Žalioji einen Pfarrer zuzuteilen. Der neuernannte Pfarrer, K. Garmus, richtete eine Kirche in den gemauerten Wirtschaftsräumen der Pfarrei ein, und diese bestand bis zum Januar 1963 als der stellvertretende Vorsitzende des Rayon-Exekutivkomi­tees von Vilkaviškis, Stasys Rogovas, zusammen mit den ortsansässigen Atheisten, die Žalioji-Kirche schließen ließ und dem Kirchenausschuß verbot, irgendwelche Schritte in dieser Angelegenheit zu unternehmen. Dem Vorsitzenden des Kirchenausschusses, K. Mažeika, drohte der Stell­vertreter sogar mit Gefängnis. Die Gläubigen von Žalioji wurden in Vilnius bei dem Beauftragten des Rates für Religiöse Angelegenheiten, Rugienis, und in Moskau vorstellig, von allen Stellen erhielten sie den gleichen Bescheid — die Angelegenheiten der Žalioji-Kirchengemeinde sind Sache der örtlichen Verwaltungsorgane. Am 15. Mai 1963 wurden die bei dem Vorsitzenden des Kirchenausschusses, K. Mažeika, aufbewahrten Kirchen­stempel von dem Bezirksvorsitzenden von Augalai, Mekšriūnas, requiriert. In der Behelfskirche wurde ein Mehleintauschpunkt errichtet, der jedoch bei der Bevölkerung nur wenig Anklang fand.

In letzter Zeit baten die Gläubigen von Slabadai um Anmeldung ihrer Religionsgemeinschaft. Daraufhin wurde auf Betreiben der Rayon-Verwal­tungsorgane in der Žalioji-Kirche eine Mühle eingerichtet, die zu dem land­wirtschaftlichen Experimentalbetrieb Rumokai gehört. Interessanterweise wird die Benutzung dieser Mühle sogar von der Religion fernstehenden Leuten abgelehnt.

Wann wird das den Gläubigen von Žalioji angetane Unrecht wieder gut­gemacht?

Vergiß es nicht!

P. Plumpa, P. Petronis, J. Gražys, N. Sadūnaitė, S. Kovaliov, V. Lapienis, J. Matulionis, O. Pranckūnaitė tragen noch immer der Unfreiheit Last, damit du frei atmen und glauben kannst.

 

Wir danken!

Unter Gottes Segen berichtet die „Chronik der LKK" bereits seit fünf Jahren der ganzen Welt in der Sprache der Tatsachen über die jetzige Lage der katholischen Kirche in Litauen. Wir danken allen Bekannten und Unbekannten, die an der Unterstützung, Mitarbeit und Verbreitung der „Chronik der LKK" in der Heimat und in der ganzen Welt teilgenommen haben.

Die Redaktion der „Chronik der LKK"