Vilnius

Von der Zeitschrift Dievas ir Tėvynė (Gott und Vaterland) kam die Nummer drei heraus. Der Artikel Žmonija visaida tikėjo i Dieva (Die Menschheit glaubte seit jeher an Gott) ist eine Antwort auf die in dem

Buche von S. Markonis Netiesa sakote, kunige! (Sie sagen die Unwahrheit, Priester!) enthaltenen Anschuldigungen.

Den größten Teil der Ausgabe bestreitet der Artikel: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben"; gestützt auf verschiedene Quellen, wird hierin die Geschichtlichkeit Christi nachgewiesen.

Der Artikel Kas tas ateizmas? (Was ist das, Atheismus?) zeigt an Beispielen, wie der Atheismus von weltberühmten Leuten, im Lebensalltag und in der Heiligen Schrift eingeschätzt wird.

Der Artikel Tikejmas — amžnoji šviesa (Glaube ist das ewige Licht) enthält

eine Kritik des Telefilms Ar tiki (Glaubst du?).

Die Ausgabe hat ein mittleres Format und umfaßt 68 Seiten.

Kaunas

Eine augenscheinliche Illustration der „Freiheit"

Die politische und religiöse Unterdrückung der Studenten an den litauischen Hochschulen erfordert vom Staatssicherheitsdienst immer größere Anstren­gungen. Als ständige „Betreuer" sind an sämtlichen Hochschulen des Landes Sicherheitsfunktionäre eingesetzt, die — Spinnen gleich — ihre Netze spin­nen: Hochschullehrer, aus jeder Gruppe mindestens ein Student sowie Ad­ministrationsbedienstete werden angeworben, damit jeder jeden überwacht, aushorcht, denunziert, damit „alles" zur Kenntnis des Sicherheitsdienstes ge­langt. Hochschullehrer sowie Studenten sollen stets mit der Furcht leben, daß ihre Worte belauscht und weitergeleitet werden können, bis sie schließ­lich von der Hoffnungslosigkeit eines Auflehnens gegen Lüge und Zwang, mögen diese auch noch so klar zutage treten, überzeugt sind. Der Sicherheits­dienst strebt einen Terror an, unter dem niemand, selbst in den verschwie­gensten Winkeln seines Bewußtseins, es noch wagt, Staatsgewalt und Staats­lüge zu verurteilen.

An der Litauischen Landwirtschaftsakademie ist ein derartiger „Betreuer" der Untersuchungsführer des Kaunaer Sicherheitsdienstes — Daunys. Er wird von dem Dozenten des Lehrstuhles für Agrochemie, Žemaitis, dienst­beflissen unterstützt. So wurde den beiden hinterbracht, daß der jüngere wissenschaftliche Mitarbeiter des Labors zur Erforschung von Spuren­elementen an besagtem Lehrstuhl, Virginijus Mačikėnas, ein eifriger Kirch­gänger sei. Prompt erfolgte der Befehl von oben: „erlaubt ihm nicht, eine wissenschaftliche Arbeit abzufassen und beobachtet ihn aufmerksamer". Im Frühjahr 1976 reichte Virginijus eine Eingabe wegen Aufnahme in das Priesterseminar ein. Dieser Schritt ging bereits über die Zuständigkeit von Daunys. Der eigens dem Priesterseminar zugeteilte „Betreuer", ein Oberst­leutnant des Staatssicherheitsdienstes, maßgebend an der Auslese der in das Seminar eintretenden Anwärter beteiligt, wurde eingeschaltet. In einem lang andauernden Gespräch fragte er Virginijus aus und redete ihm zu, doch Vernunft anzunehmen. Schließlich überzeugte er sich davon, daß er diesmal keinen Anwärter für künftige Agentendienste vor sich hatte. Der ableh­nende Beschluß des Sicherheitsdienstes, versehen mit dem Siegel des Se­minarrektors, ließ nicht lange auf sich warten.

Die Kraftfahrer der Landwirtschaftsakademie, ebenso wie auch die Fahrer anderer Dienststellen, verschaffen sich bei Gelegenheit an dienstfreien Tagen ein Zubrot zu ihrem kargen Lohn, indem sie illegal mit Dienstbussen mal eine Exkursion, mal eine Hochzeitsgesellschaft, mal Pilzesammler transpor­tieren. Einmal bat Virginijus den Fahrer, eine Pilgergruppe nach dem Wall­fahrtsort Šiluva zu bringen. Diesmal geriet sofort das gesamte Spinnennetz in Bewegung. Der Dozent Žemaitis kam geflissentlich seinen Pflichten als Aufseher und Kollaborateur nach und brachte Virginijus höchstselbst in sei­nem Wagen am 20. September 1976 zur Sicherheitsbehörde, wo Daunys einige Stunden lang mit den Fäusten herumfuchtelnd schrie und tobte, mit Zwangsarbeitstagen und Gefängnis und einem Gerichtsprozeß drohte. Er genoß die Gelegenheit, es einem an Gott glaubenden jungen Wissenschaftler heimzuzahlen, daß dieser die Dreistigkeit besessen hatte, Priester werden zu wollen.

Dem Leiter des Lehrstuhles, Prof. Baginskas, wurde der Befehl erteilt, den wissenschaftlichen Mitarbeiter Virginijus Mačikėnas zu entlassen. Wie das zu bewerkstelligen ist, das ist Sache des Lehrstuhlinhabers, Hauptsache es geschieht „fein säuberlich, ohne daß auch nur ein Hahn danach kräht". Er kann indessen versichert sein, daß ihm übergeordnete Instanzen bei et­waigen Gesetzesübertretungen schon ein Auge zudrücken werden. Doch wehe ihm, wenn er einem solchen Befehl, seinen Untergebenen zu entlassen, nicht nachkommt, er könnte leicht selber in Ungnade fallen. Auf diese Weise wurde V. Mačikėnas weder in das Seminar aufgenommen noch durfte er weiter als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig sein. So über­zeugend sieht „die allergrößte Freiheit und Gleichheit" für die Gläubigen in der sowjetischen Wirklichkeit aus.

Eine völlig andere Stimmung herrscht demgegenüber in denjenigen Kollek­tiven eines Lehrstuhles oder Labors, denen es gelingt, sich von Informanden — Verrätern des Sicherheitsdienstes — freizuhalten. In diesen Fällen ist es mit der Allmacht des Sicherheitsdienstes plötzlich vorbei, die eben noch bedrohlichen „alleswissenden Herrscher" sind dann nur noch klägliche Fremdkörper in dem gesunden Leib der Allgemeinheit.

Kapsukas

Am 27. Januar 1977 wurde in Kapsukas (ehem. Marijampolė) das Jubi­läum der Wiederkehr des 50. Todestages des Gottesdieners Erzbischof Jur­gis Matulevičius feierlich begangen. Ungeachtet dessen, daß dieser Tag auf einen Werktag fiel und auf die Jubiläumsfeier nicht besonders hingewiesen war, um kein Aufsehen bei der Regierung zu erregen, weil diese sonst wo­möglich die Feier unterbunden hätte, war die Kirche voller Gläubigen. Viele Priester und die beiden Bischöfe — der Bischof-Koadjutor des Erzbistums Kaunas und der Diözese Vilkaviškis, S. Exzellenz L. Povilonis, und der aus seiner Diözese Kaišiadorys verbannte Bischof, S. Exzellenz V. Sladkevičius, der die Gedächtnisandacht zelebrierte — nahmen an den Feierlichkeiten teil. Die Kirchenbesucher waren angenehm überrascht, den verbannten Bi­schof auf der Kanzel zu sehen. In seiner inhaltsvollen Predigt ermahnte S. Exzellenz Bisdiof V. Sladkevičius die Versammelten, den Weg der Auf­opferung zu beschreiten.

Diese Jubiläumsfeier kann in keiner Weise mit dem vor einigen Jahren ge­feierten 100. Geburtstagsjubiläum von Erzbischof J. Matulevičius ver­glichen werden. Damals wurde es den eingeladenen Priestern nicht erlaubt, in der Kirche die hl. Messe zu zelebrieren, noch konnte man es in der Pre­digt wagen, Erzbischof J. Matulevičius als Erneuerer der Marianischen Bruderschaft und als Gründer der Kongregation der Armen Schwestern dar­zustellen. Den Organisatoren des Jubiläums von 1971 wäre nicht einmal der Gedanke gekommen, einem verbannten Bischof zu gestatten, die Predigt zu halten und die Gedächtnisandacht zu zelebrieren. Ein solcher Stimmungs­wechsel weist deutlich darauf hin, daß die im Ringen um die Freiheit der Kirche dargebrachten Opfer nicht umsonst gewesen sind.

Vilkaviškis

Am 7. Januar 1977 wurden in die Abteilung für Innere Angelegenheiten von Vilkaviškis zwei Jugendliche: Vasilij Orlov und Alexander Balu-čevskich eingeliefert, die am hellichten Tag in die Kybarter Kirche einge­drungen waren, ein Altarkreuz beschädigt und ein anderes Kreuz sowie die Statue des Kindleins Jesu an sich gerissen hatten, nach der Tat jedoch von Kirchenbesuchern gestellt worden waren.

Die Abteilung für Innere Angelegenheiten in Vilkaviškis strengte jedoch gegen diese beiden jungen Leute kein gerichtliches Strafverfahren an, son­dern übergab sie, da beide Komsomolzen sind, der Kommunistischen Ju­gendorganisation zur Umerziehung.

Im Februar 1977 wurden im Rayon Vilkaviškis an die Werktätigen im medizinischen Bereich Fragebögen verteilt mit Fragen folgenden Inhalts: Ihre Meinung über die Religion? Aus welchen Gründen sind Sie gläubig? Feiern Sie die religiösen Feiertage? Halten Sie sich an die religiösen Gebote? Wie schätzen Sie die Religion ein? Sind Sie abergläubisch? Gehen Sie zur Kirche? Besitzen Sie zu Hause religiöse Literatur und Kultgegenstände? Er­ziehen Sie Ihre Kinder im religiösen Geiste?

Die Gläubigen vertraten die Ansicht, daß der Rayonverwaltung zum ge­gebenen Zeitpunkt die ständig steigende Jugendkriminalität, der Alkoholis­mus, die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der unzureichenden Fleisch­versorgung mehr am Herzen hätte liegen sollen, als die religiösen Anschau­ungen der Einwohner.

Vilkaviškis

Am 11. Februar 1977 wurden die Priester des Rayons in das Rayon-Exe­kutivkomitee von Vilkaviškis geladen. Der Stellvertretende Vorsitzende des Exekutivkomitees, J. Urbonas, überprüfte nach einer Liste die Anwe­senheit der einzelnen Priester, während ein anderer Stellvertreter, der Chef der Rayon-Plankommission von Vilkaviškis, Ramanauskas, einen Vortrag über die Wirtschaftslage und die Zukunftspläne in diesem Rayon hielt. Nach dem Vortrag erkundigten sich die Priester, wie hoch im Jahre 1976 die Einnahmen für alkoholische Getränke in dem Rayon gewesen wären? Ramanauskas las folgende Angaben hierüber vor: 1976 wurden im Rayon Vilkaviškis —800 000 Liter Branntwein, 900 000 Liter Wein, 35 000 Liter Sekt und 12 000 Liter Kognak konsumiert.

Der stellvertretende Rayonvorsitzende J. Urbonas machte die Pfarrer mit der auf der Tagung des Obersten Sowjets der Litauischen SSR vom 28. Juli 1976 beschlossenen Anordnung über die Tätigkeit religiöser Vereinigungen bekannt.

Die Priester stellten danach dem stellvertretenden Vorsitzenden viele Fragen, auf die J. Urbonas keine Antwort wußte. Er fühlte sich in die Enge getrieben, schaute ständig auf seine Uhr und forderte die Versammelten auf, zum Schluß zu kommen. Die Pfarrer jedoch standen, wie verabredet, einer nach dem anderen auf und baten den stellvertretenden Vorsitzenden ihnen doch zu erklären, weshalb die Rayonverwaltung keine Erlaubnis für nötige Baumaßnahmen und Renovierungsarbeiten erteile, weshalb der Oberarzt des Vilkavišker Krankenhauses, Šumskis, die Priester daran hin­dere, Schwerkranken die Sterbesakramente zu spenden, weshalb die Schüler Verhören wegen Besuches der Kirche in den Schulen ausgesetzt würden, wie es dazu komme, daß eine, die Gläubigen und die Priester heftig dis­kriminierende Verordnung des Obersten Sowjets noch nach der Schlußakte von Helsinki erlassen werden konnte, wieso die Registrierung der Slabader Religionsgemeinschaft erschwert würde u. a. m.

Am 16. Februar 1977 wurden die Ausschüsse der Kirchengemeinden des Rayons in das Exekutivkomitee einberufen. Der stellvertretende Vor­sitzende Urbonas las ihnen die neue Verordnung der Obersten Sowjet-Tagung über die Tätigkeit von Religionsgemeinschaften vor. J. Urbonas versuchte hierbei, die Vertreter der Gläubigen davon zu überzeugen, daß der

Pfarrer ohne ihr Wissen nichts in der Kirchengemeinde unternehmen dürfe, den Kirchenausschüssen ihrerseits sei jedoch in allen Angelegenheiten nur in Absprache mit der Rayonverwaltung zu handeln erlaubt sei. Urbonas wies die bei ihm Versammelten darauf hin, daß „nicht wir" den Erlaß solcher Gesetze vornähmen, sondern, daß dies auf Anordnung Moskaus geschehe.

Ignalina

Am 15. Dezember 1976 hatte der stellvertretende Vorsitzende des Exe­kutivkomitees des Rayons Ignalina, A. Vaitonis, die Vorsitzenden der Kirchengemeinden-Ausschüsse des Rayons sowie die Vorsitzenden der Re­visionsausschüsse einberufen. Den Versammelten teilte Vaitonis die Ver­ordnung des Obersten Sowjets aus der Tagung vom 28. Juli 1977 — „Richt­linien für Religiöse Vereinigungen" — mit. Der stellvertretende Vorsitzende gab seiner Zufriedenheit Ausdruck, daß es nun endlich ein Gesetz gäbe, an das man sich zu halten habe, widrigenfalls bestraft werden könne.

Šiauliai

Die Besucher der St. Jurgis-Kirche von Šiauliai wunderten sich über die Predigt am letzten Adventssonntag 1976, während der ihr Pfarrer Joku-bonis der Regierung seinen Dank für die Hilfe bei der Wiederaufrichtung der abgebrannten Kirche aussprach und die Gemeinde bat, doch eifrig in Auslandsbriefen dieses Ereignis zu erwähnen, damit diese Botschaft auch die an entferntesten Orten wohnenden litauischen Landsleute erreiche. Die Einwohner von Šiauliai fragen sich nun, ob man den Atheisten auch für die Inbrandsteckung der Kirche danken solle?

Igliauka

Im Frühjahr 1976 verlangte der Beauftragte des Rates für Religions­angelegenheiten von dem Bischof, die Pfarrer der Kirchengemeinden von Igliauka und Veisėjai — Priester Alf. Svarinskas und Priester Albinas Deltuva — in andere Kirchengemeinden zu versetzen. Durch die ständige Versetzung der Priester von Pfarrei zu Pfarrei wollen die Atheisten der Pastorisation schaden und die Priester moralisch fertigmachen. Die Gläubigen besagter Kirchengemeinden begannen, als sie von der Versetzung ihrer Pfarrer erfuhren, bei den Rayonbehörden, bei dem Beauftragten K. Tumėnas und bei der Kurie vorstellig zu werden. Die Gemeindemitglieder setzten sich für ihre Pfarrer ein und wollten erreichen, daß man diese an ihren Pfarrstellen belasse.

Als Priester Albinas Deltuva die Pfarrei Veisiejai verließ, versammelte sich eine nicht geringe Anzahl von Gläubigen, um ihm das Geleit zu geben. Die Funktionäre des Rayons Veisiejai waren bemüht, dieses Geleit zu verhindern.

Am Abend des 16. August 1976 brachte Priester Alfonsas Svarinskas zum letzten Male das Meßopfer dar und die Gemeindemitglieder, unter ihnen auch viele Jugendliche, knieten vor dem Altare nieder. Am nächsten Tage beschloß eine große Menschenmenge, ihren Pfarrer in die Pfarrei von Viduklė zu begleiten. Kurz nachdem die Autos Igliauka verlassen hatten, erschien am Orte die Miliz. Das Geleit konnte sie jedoch nicht mehr ver­hindern.

In Viduklė wurde der neue Pfarrer von einer großen Menschenmenge dieser Pfarrgemeinde und einigen Priestern nachbarlicher Gemeinden empfangen. Unter Absingen des Kirchenliedes „Gott ist unsere Zuflucht und Kraft" gingen alle in die Kirche, wo der neue Pfarrer die hl. Messe zelebrierte und eine der Gelegenheit angepaßte Predigt hielt.

Einige Tage später erkundigten sich die Sicherheitsdienstbeamten von Raseiniai bei den Einwohnern, ob in der Kirche nicht die litauische Natio­nalhymne „Lietuva tėvynė mūsu" (Litauen, unser Vaterland) gesungen worden sei. Haben denn die Sicherheitsfunktionäre vergessen, daß diese Hymne noch während der ersten Sowjetjahre in Litauen, bis 1948, bei offiziellen Anlässen angestimmt werden durfte?

Vosyliškis

Am 30. November 1976 wurde der Pfarrer der Kirchengemeinde Vosyliškis, Jonas Survila, von einer administrativen Kommission des Rayons, beste­hend aus Z. Butkus, der Sekretärin D. Kleivienė und den Mitgliedern: O. Pikelienė, V. Gylys und J. Laurinavičius, mit einer Geldbuße von 30 Rubeln belegt. Vorgeworfen wurde ihm, einen gemeinsamen Gang zum Friedhof am Vorabend von Allerseelen (dem 1. November 1976) organi­siert zu haben.

Besagte Prozession fand in Žaiginys (Priester J. Survila vertrat den Pfarrer von Žaiginys, B. Radavičius), einem kleinen und abseitsliegenden Kirchen­sprengel, statt, dessen Friedhof nahe an der Kirche gelegen ist. Um hierbei die Verordnung vom 28. Juli 1976 anwenden zu können und ein „Ver­gehen" fertigstellen zu können, mußten die Rayon-Funktionäre schon gehö­rig ihre Phantasie anstrengen.

Viduklė

Ende Oktober 1976 gab der Pfarrer von Viduklė, Priester Alfonsas Sva­rinskas, bekannt, daß man am Vorabend von Allerseelen gemeinsam zum

Friedhof gehen werde, um der Toten zu gedenken und zu beten. Da die Atheisten für 19 Uhr einen Gang zum Friedhof vorgesehen hatten, setzte der Pfarrer seinen Gang um eine Stunde früher an.

Am 27. Oktober wurde Priester Alfonsas Svarinskas in das Exekutiv­komitee von Raseiniai zitiert, wo ihm der Komitee-Vorsitzende A. Skeive-ris und dessen Stellvertreter Z. Butkus diesen Gang zum Friedhof verbo­ten. Ihrer Auffassung nach ist die Organisation einer Totengedenkfeier Sache der Atheisten. Das Verbot versuchten die Funktionäre des Rayons mit geheimen Instruktionen aus dem Jahre 1961 zu begründen. Der Pfarrer appellierte vergeblich an die durch die sowjetische Verfassung garantierte Gewissensfreiheit und daran, daß die Deklaration der Allgemeinen Men-sdienrechte von der Sowjetregierung und die Schlußakte von Helsinki sogar persönlich von L. Brežnev unterzeichnet worden seien. Alle seine Ein­wände stießen jedoch bei den Funktionären auf taube Ohren, sie ließen sich in keinerlei Diskussionen ein und erklärten kategorisch: „Wer sind Sie eigentlich, daß Sie uns nicht gehorchen wollen? Die Kolchosvorsitzenden spuren da ganz anders. Bei einer Zuwiderhandlung gegen unser Verbot werden wir Sie nicht in unserem Rayon dulden . .."

Am 1. November 1976, um 18 Uhr, begaben sich die beiden Priester von Viduklė und eine tausendköpfige Menge von der Kirche zu dem am Ende des Städtchens gelegenen Friedhof. Die Gläubigen verhielten sich Diszipli­niert, sie sangen während der Prozession die Allerheiligen-Litanei. Im Städtchen und auf dem Friedhof waren viele Sicherheitsbedienstete und Funktionäre der Rayon-Administration postiert; der Gang zum Friedhof und der sich auf dem Friedhof daran anschließende Gottesdienst wurde von ihnen beobachtet. Um 16.50 Uhr kehrten die Gläubigen unter Absingen des Psalms „Gott ist unsere Zuflucht und Kraft" in die Kirche zurück. Die Teilnehmer freuten sich darüber, nach langen Jahren erstmals wieder men­schenwürdig und ohne Assistenz von seiten der Atheisten für ihre Toten gebetet zu haben.

Am 16. November 1976 mußte der Pfarrer von Vidukle, A. Svarinskas, zu einer Sitzung der Administrationskommission des Rayons Raseiniai erscheinen, wo man ihn des Verstoßes gegen die Verordnung des Obersten Sowjets der Litauischen SSR vom 28. Juli 1976 beschuldigte. Der Pfarrer sollte einen Demonstrationszug durch die Tarybu (Sowjet-)Straße organi­siert haben, der angeblich den Verkehr behinderte und ein Ärgernis für die Stadtbewohner gewesen sei. Auf Beschluß der Administrationskommission wurde der Pfarrer Svarinskas mit einer Geldbuße von 50 Rubeln belegt. Gewaltanwendung blieb demnach auch nach den Beschlüssen von Helsinki das letzte Mittel der Atheisten in Litauen. Eine derartige Argumentierung verfängt jedoch immer weniger bei den Priestern.

Der Pfarrer von Viduklė erhob Einspruch gegen diesen Beschluß der administrativen Kommission beim Volksgericht von Raseiniai.

Das Raseiner Gericht tagte am 20. Dezember 1976 bei geschlossenen Türen unter Vorsitz des Volksrichters E. Jaras sowie der Beisitzer: R. Lilašius und E. Miknienė, als Sekretärin fungierte B. Balčiūnaitė; außerdem nahm die Staatsanwältin V. Petrauskaitė an der Gerichtssitzung teil. Der Ein­spruch von Priester Alfonsas Svarinskas wurde abgelehnt. Der Richter E. Jaras verkündete, daß dieser Beschluß des Gerichtes endgültig und un­anfechtbar sei.

Die Einwohner von Viduklė waren vorher aus dem Gerichtssaale entfernt worden. Durch ein Versehen blieb jedoch die Hintertüre des Saales einen Spalt offen, so daß die Gemeindemitglieder an dem Prozeß heimlich teil­nehmen konnten. Es nimmt Wunder, daß selbst eine so unbedeutende Prozeßverhandlung vor dem Volke, welches angeblich doch so viel Anstoß an der Allerseelen-Prozession genommen hatte, geheimgehalten werden mußte.

Die Leute erinnerten sich dabei an eine frühere Gerichtsverhandlung, bei der in demselben Gerichtssaale der Priester Prosperas Bubnys wegen Belehrung der Kinder in den Glaubenswahrheiten des Katechismus zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden war. Die Raseiner Einwohner sprachen noch lange über diesen unglückseligen, die Atheisten stark kom­promittierenden Prozeß.

 

Palanga

Im Sommer 1976 begann der Kirchenchor von Palanga mit der Einstudie­rung des Kirchenliedes „Dieve, Dieve, išklausyk, išlaikyk mūsu tėvyne Lietuva" (Großer Gott, erhöre und erhalte unser Vaterland Litauen). Sofort kam der Pfarrer der Palangener Kirche, Prälat Barauskas, herbei­geeilt und verbot das Singen dieses Liedes. Die Choristen rätselten darüber, ob der Pfarrer dies von sich aus oder aber auf Druck der Verwaltungs­organe hin getan habe?

 

Žemaičiu Kalvarija

Eine hunderttausendköpfige Menschenmenge wallfahrtet alljährlich zu den großen Ablaßfeierlichkeiten nach Žeimaičiu Kalvarija. Kinder, Jugendliche und Erwachsene nähern sich andächtig den heiligen Sakramenten, nehmen an den hl. Messen teil und besuchen die Kapellen des Passionsweges. Bei den Ablaßfeierlichkeiten des vorigen Jahres erspähten die Gläubigen auch den Beauftragten für Religionskulte — Tumėnas. „Sollte sich der Mann bekehrt haben?" meinten diejenigen, die ihn erblickt hatten. Dies war indessen keineswegs der Fall.

Tumėnas schritt in Begleitung von zwei hohen geistlichen Würdenträgern ohne niederzuknien an dem ausgestellten höchsten Sakrament vorbei und wurde dann von den Geistlichen zum Platznehmen in das Presbytorium in der Nähe des großen Altares komplimentiert. Wenn die Menschen in der überfüllten Kirche zum Gebete niederknieten, blieb Tumėnas sitzen. Kann denn das noch als normal bezeichnet werden? Weshalb wird diesem Atheisten so ein Vorrecht eingeräumt?

„Wir Gläubigen stellen uns ja auch nicht auf die Tribünen der Atheisten und drängeln uns nicht in die Parteikongresse. Der Beauftragte für Reli­gionskulte hat als Atheist im Presbytorium nichts zu suchen, denn seine Haltung beleidigt die Gefühle der Gläubigen", schrieben an die „Chronik der LKK" Leser aus der Žemaitija (Schemaiten).

Grūstė (Rayon Mažeikiai)

Seit altersher steht auf dem Friedhof von Grūstė eine schöne geräumige, von den Ortsansässigen gerne besuchte Kapelle, in der einmal im Jahre Ablaßfeierlichkeiten zu Ehren der hl. Maria Magdalena stattfinden, an denen eine große Gläubigenzahl teilnimmt.

Im Herbst 1976 kamen Mitarbeiter des atheistischen Museums in Vilnius sowie Heimatkundler des Rayons Mažeikiai nach Grustė und verlangten von der Friedhofswächterin Einlaß in die Kapelle zu erhalten. Als Grund gaben die Ankömmlinge an, sie wollten die Kapelle als Architekturdenkmal besichtigen. Sobald die ungebetenen Gäste in die Kapelle eingetreten waren, begannen sie eiligst damit, die Bilder, den Kreuzesgang darstellend, von den Wänden abzuhängen. Die Wächterin protestierte dagegen, es wurde laut. Friedhofsbesucher, die gerade die Gräber ihrer Angehörigen in Ord­nung brachten, kamen herbei und wollten die Genehmigung der Eindring­linge sehen. Mit ihrem Diebesgut — sieben Bildern — setzten sich die Atheisten in ihren Wagen und fuhren davon. Die verbliebenen sieben Bilder des Kreuzesgang-Zyklus verwahrten die Gläubigen bei sich. Nach einigen Stunden sahen die Leute denselben Wagen wieder zurückkommen. Jetzt hatten die „Gäste" irgendeinen Genehmigungsschein der Rayonver­waltung von Mažeikiai bei sich. Energisch forderten sie, ihnen die Kapelle zu öffnen. Als sie die restlichen Bilder nicht mehr vorfanden, kehrten sie ärgerlich um.

Druskininkai

Der 1. November 1976 wurde in dem Kurort Druskininkai zum Toten­gedenktag deklariert. Die Teilnehmer an dem offiziellen Trauerzuge, bestehend aus Vertretern der Stadtorganisationen und der Sanatorien, besuchten geschlossen die Grabstätten der gefallenen Krieger; man hielt politische Gedenkreden, eine Kapelle spielte Trauermusik. Damit war die Totengedenkfeier zu Ende.

 

Am anderen Tag war Allerseelen. Bei anbrechender Dämmerung leuchteten auf dem Friedhof der Pfarrgemeinde Tausende von Kerzenlichtern auf den Gräbern auf. Nicht nur die Ortsansässigen waren hierher gekommen, um ihrer Toten zu gedenken, sondern es kamen auch die aus allen Teilen der Sowjetunion in das Mineralbad gereisten Kurgäste. Der ungemein feierliche Anblick, der sich ihnen bot, wurde für viele zu einem einmaligen Erlebnis, da man nirgends in Rußland etwas Ähnliches zu sehen bekommt. Plötzlich, die Menge ging bereits allmählich auseinander, hörte man einen lauten Knall, dann nach einigen Minuten noch einen, es folgte eine ganze Kette von Explosionen, die so manchen, insbesondere ältere Frauen, heftig er­schreckten. Kein Zweifel, solche „Scherze" können sich nur die Atheisten erlaubt haben.

Die Friedhofsbesucher — Gemeindemitglieder und Kurgäste aus anderen Sowjetrepubliken — hat dieser Vorfall äußerst aufgebracht.

 

Kaunas

Die Meisterin der Kaunaer Werksabteilung für Bernstein-, Schleif- und Polierarbeiten der Kunstgewerblichen Werkstätten von Druskininkai (ehe­malige Bernsteinwerkstätten der Fabrik „Metalistas") entdeckte in ihrer neuen Position als frischgebackene Parteisekretärin am 24. Dezember auf dem Werksgelände einen geschmückten Tannenbaum, sie warf ihn um und zerstörte den daran hängenden Schmuck. Danach begab sie sich in die anderen Werksabteilungen und forderte die Arbeiter auf, die auch dort aufgestellten Tannenbäume zu entfernen, anderenfalls, so drohte sie, würde dies Unannehmlichkeiten im Verlauf des ganzen Jahres nachsichziehen, wie z. B. den Ausfall der Prämienverleihung u. a. m.

 

Šiauliai

Am 25. Oktober 1976 erhielt Mečislovas Jurevičius eine Ladung in das KGB der Stadt Šiauliai, Kapsuko Str. 19, zu dem Untersuchungsführer, Leutnant der Miliz Kerbedis. Der Leutnant stellte einige Fragen und protokollierte die Antworten.

„Wofür und wie lange warst du bestraft?" fragte der Milizionär. „Ich erhielt eine Strafe nach Art. 58 für 35 Jahre und fünf Jahre Ehrenentzug."

„Wann wurdest du festgenommen und wann wieder entlassen?"

„Arrestiert wurde ich am 29. Mai 1950 und wieder freigelassen am 29. Juni

1956."

Während des Verhörs trat Oberleutnant Skarbauskas in das Arbeitszimmer und überschüttete den Verhörten mit weiteren Fragen:

„Weshalb arbeitest du nicht? Das machst du ganz unvernünftig. Zuerst hättest du dir einen neuen Arbeitsplatz suchen müssen und dann erst um dein Recht kämpfen sollen, wenn du meinst, daß dir Unrecht geschehen ist. Und übrigens, hätte man sich nicht im Guten wegen Freistellung von der Arbeit an religiösen Feiertagen einigen können?"

Jurevičius erklärte, daß er sich einen freien Tag erarbeitet hätte, den er am ersten Weihnachtstag zu nehmen gedenke. Sein Vorgesetzter erlaubte ihm jedoch für die auf Order der Kombinatsobrigkeit erarbeiteten Uberstunden, sich an jedem beliebigen Arbeitstag freizunehmen, außer am ersten Weih­nachtstag. Jurevičius schrieb daraufhin einen eingeschriebenen Brief an die Administration seines Arbeitsplatzes — das Blindenkombinat, in dem er darum bat, ihm doch den 25. Dezember als freien Tag anzurechnen. Dies wurde ihm jedoch abgeschlagen, während ein Kollege von ihm, Parteimit­glied Čepukaitis, an diesem Tage von der Arbeit freigestellt wurde (mög­licherweise deswegen, um zu beobaditen, wer in die Kirche ging). Früher hatte die Leitung der Blindenwerkstätten ihm stets an religiösen Feiertagen freigegeben. Ihre Haltung ihm gegenüber änderte sich jedoch, als Jurevičius am 20. Mai 1973 auf dem Kreuzberg ein Kreuz errichtete. Seitdem nahmen die Schikanen kein Ende.

Die Milizfunktionäre fragten Jurevičius, was er denn verlange. „Ich möchte zurück an meinen Arbeitsplatz in dem Blindenkombinat; ich verlange, daß in meinem Arbeitsbuch der Vermerk über die Entlassung wegen unerlaub­ten Fernbleibens gestrichen wird und daß man mich für den aufgezwun­genen Arbeitsausfall entschädigt."

Die Verhörer brachten zum Ausdruck, daß dies nicht geschehen würde. Oberleutnant Skarbauskas drohte an, solange keine Ruhe zu geben, bis Jurevičius wieder einen neuen Arbeitsplatz gefunden hätte. Nach Beendung des Verhörs weigerte sich Jurevičius das Protokoll zu unter­zeichnen.

Pasvalys

Die atheistischen Verwaltungen von Pasvalys, Joniškis, Raviliškis u. a. Städten in Litauen verbieten bei Begräbnissen, den Sarg mit dem Toten in der Kirche aufzubahren. Früher galten ähnliche Verbote auch in ande­ren Städten, wie z. B. in Lazdijai, Prienai, Vilkaviškis und Kapsukas. Dort, wo sich die Gläubigen energisch dagegen aufgelehnt haben, daß der

Sarg während der Andacht draußen abgestellt werden sollte, ist dieses Verbot aufgehoben worden.

Abbildung (im Originaltext):

Lazdijai, 1965: Während der Andacht mußte der Sarg auf Geheiß der Ver­waltung vor dem Kirchenportal bleiben.

 

Paberžė

Am 27. Dezember 1976 wurde der Pfarrer von Paberžė (Rayon Kėdainiai), Priester Stanislovas Dobrovolskis, in das KGB von Vilnius bestellt. Dort mußte Pater Stanislovas eine mehrstündige „Belehrung" zweier Sicherheits­funktionäre über sich ergehen lassen, die ihm klarmachen wollten, was ein loyaler sowjetischer Staatsbürger und Priester zu tun und was er zu lassen habe.

Die „Lehrer" aus dem KGB gaben ihm zu verstehen, daß er ihnen von allen litauischen Priestern am meisten zu schaffen mache und sich mit un­durchsichtigen Dingen beschäftige. Die Sicherheitsleute tadelten Pater Sta­nislovas ganz offiziell wegen seiner Predigten, die sie antisowjetisch nann­ten. Dieser offizielle Verweis wurde an die Staatsanwaltschaft der Li­tauischen SSR weitergereicht.

 

Pater Stanislovas hatte einige Male während seiner Predigt die Gläubigen dazu aufgefordert, ihre seit Hitlers und Stalins Zeiten gekrümmten Rücken wieder aufzurichten, und zu beherzten und bewußten Katholiken zu werden.

Der Name des Pfarrers von Paberžė, Pater Stanislovas, ist weit über die Grenzen von Litauen hinaus in der Sowjetunion bekannt. Das KGB weiß, daß zu Pater Stanislovas viele Touristen kommen, um sich sein interessantes Museum anzusehen. Sie befürchten deshalb, daß diese Touristen von seinen angeblich „antisowjetischen" Ideen angesteckt würden. Zur Zeit will man Pater Stanislovas aus Paberžė versetzen.

 

Ukmergė

Klage eines Litauers

Düster ist der Himmel über unserem Vaterland, Und die Wolken wollen nicht weichen ...

Wie können sich die Söhne und Töchter unseres Volkes freuen, wenn man aus ihren Herzen das herausreißen will, was ihnen am teuersten ist, was ihnen von ihren Vätern und Urvätern als unter großen Opfern heilig behütetes Gut überliefert wurde — unser Glaube. Er war der Tröster für die von der Leibeigenschaft zermürbten Litauer, wenn sie vom Frondienst heimkehrend vor dem am Wege stehenden bemoosten Kreuze ihre Sorgen ausschütteten. Der Glaube durfte sich bei unseren Vätern und Brüdern während der kurzen Zeit der Unabhängigkeit frei entfalten, er stärkte sie während des Grauens der Nachkriegsjahre, er, der unsere Märtyrer in den Gefängnissen aufrechterhalten hatte, wird nun mit allen Mitteln zerstört. Die Gläubigen sind nirgends mehr frei. Selbst in der Kirche noch verfolgt sie das böse Auge der Atheisten.

Hier, hört euch das an: Albinas Morkūnas, Werkmeister in der Fabrik „Vienybė" (Eintracht), im Rayon Ukmergė, nahm 1976 in der Pfarrkirche von Žemaitkiemis an der hl. Ostermesse teil. Für dieses „Vergehen" wurde er seines Amtes als Vorsitzender des örtlichen Gewerkschaftskomitees ent­hoben, und er, der in der Anwärterschaftsliste auf eine Wohnung an erster Stelle gestanden hatte, gelangte plötzlich an die letzte Stelle. Man könnte gleich von zehn weiteren, ja hundert ähnlichen Fällen berich­ten. Viele tragen an ihrem Arbeitsplatz oder in der Schule den Spottnamen eines Fanatikers, weil sie praktizierende Gläubige sind. Indessen, je heftiger der Litauer wegen seines Glaubens angegriffen wird, desto aufrechter be­kennt er sich zu ihm. Aus den Gott und Vaterland liebenden Herzen ringt sich der Hilferuf:

O Gott, wie lange noch wird das andauern? Wie lange noch dauert diese Zeit der Willkür? Stärke unseren erschlaffenden Geist, Du heiliges Kruzifix am Feldweg!

Jurbarkas

Wie bereits berichtet, wurden im August 1976 die auf dem Kirchhof der Kirche von Jurbarkas befindlichen Priestergräber geschändet und die Statue Christi als Guter Hirte beschädigt.

Am 15. Dezember verurteilte das Volksgericht des Rayons Jurbarkas die an dieser rüpelhaften und gottlosen Tat Beteiligten, Jonas Puišys und Jonas Matūza. Da sie bereits drei Monate in Untersuchungshaft gesessen hatten, gingen sie in dem Gerichtsverfahren frei aus. Die beiden Angeklagten hatten eindeutig bekannt, daß Gintautas Čiumielius der Initiator, An­führer und Mittäter dieses rowdyhaften Treibens gewesen war. Dieser ist jedoch Mitglied der Kommunistischen Partei, Sekretär des Kommunisti­schen Jugendverbandes und Ordnungshelfer, so fungierte er im Gericht lediglich als „Zeuge".

Diese Gerichtskomödie fanden sogar Liebhaber humoristischer Begeben­heiten nicht mehr witzig.

Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.. . Abbildung (im Originaltext):

Jurbarkas, 1976: Die beschädigte Figur des Guten Hirten. Abbildung (im Originaltext):

Jurbarkas, 1976: Der abgeschlagene Kopf der Statue.