Telšiai

Die 1977 begonnene verstärkte Verfolgung von gläubigen Schülern hört immer noch nicht auf. Ungeachtet dessen, daß die Lehrer, Inspektoren, sogar Direkto­ren die Schüler verhört, sie oft vor der ganzen Klasse verhöhnt haben (so wird hier § 52 der neuen Verfassung befolgt — keinen Haß zu schüren im Zusam­menhang mit religiösen Kulten), ungeachtet der Drohungen, daß die gläubigen Schüler solche Charakterbeurteilungen bekämen, daß sie nicht auf den Hoch­schulen anfangen könnten, sind die Schüler nicht erschrocken und besuchen die Kirche weiter.

Ein solches Benehmen ist ein antikommunistisches Vergehen. Solche Schüler, die täglich zur Kirche gehen, werden den Organen des Staatssicherheitsdienstes übergeben. Die Sicherheitsbeamten haben jede Woche den Schüler der X. Klas­se der VI. Mittelschule, V. Mėmis, den Schüler der IX. Klasse der V. Mittel­schule, Remeza, die Schülerin Juškaitė und andere verhört. Hatten sie sich ge­weigert, zum Sicherheitsdienst hinzugehen, wurden sie mit Gewalt direkt aus den Unterrichtsstunden geholt. Das alles geschah mit Wissen der Pädagogen! Die Tschekisten haben keine ernst zu nehmenden Beschuldigungen erhoben, sie haben die Jugendlichen lediglich bedroht, ihnen unter den Kameraden zu schnüffeln befohlen und die Reden der Klassenkollegen wiederzugeben. Die Bemühungen des KGB, Schüler als Spione anzuwerben, sind eines der größ­ten Vergehen, das die Moral der heranreifenden Jugend zersetzt.

Telšiai

Am 16. Februar 1978 hat der stellvertretende Direktor der IV. Mittelschule, An­drijauskas, die Medizinschwester Želvienė zur Schule vorgeladen, wegen des Be­nehmens ihres Sohnes, und drohte, ihn dem Sicherheitsdienst zu übergeben, denn er hätte während seiner atheistischen Vorlesung geschmunzelt und diene in der Kathedralkirche bei der Messe.

Die Mutter erkundigte sich, ob ihr Sohn in der Schule sich gut betrage. Der In­spektor antwortete: »Er tut sich mit einem guten Betragen hervor, aber wenn er gläubig bleibt, wird er im Leben nichts Ernstes erreichen. Und auch Sie selber, was haben Sie für Höhen mit Ihrem Glauben erreicht?« — sagte zum Schluß der Lehrer ironisch.

Am 20. Februar 1978 hat die Klassenlehrerin der Klasse IX, Slivinskaitė, den Schülerinnen nicht erlaubt, an der Beerdigung der Mutter der Schülerin dieser Klasse, Zeniauskaitė, teilzunehmen. Während des Gottesdienstes saß die Erzie­herin mit den Schülern im Omnibus. Einige Schüler haben trotz des Verbots der Lehrerin am Gottesdienst teilgenommen. Erst nach dem Gottesdienst ist die Er­zieherin mit den Schülern gekommen, um die Kränze abzuholen.

In einer offenen Versammlung des Schulkomsomol (an dem alle Schüler teil­nehmen mußten) hat der Lehrer Andrijauskas gesagt, daß die Schüler, die bei der Beerdigung in der Kirche gewesen oder bei der Messe gedient hätten, der Schule Schmach angetan und die Schulgesetze verletzt hätten. Die Schuldirekto­rin Adomaitienė ist zur IX. Klasse gekommen und hat die Schüler ausge­schimpft, die am Gottesdienst teilgenommen haben. Die Erzieherin Slivinskaitė beklagte sich, sie könnte jetzt nachts nicht mehr schlafen, denn sie müsse wegen dieses »Vergehens« eine Rechtfertigung schreiben.

Der Lehrer Andrijauskas droht den Schülern ständig: zur Kirche darf man nicht gehen, denn dort arbeiten Verbrecher und ähnl. Z. B. hat er Mitte Februar in der VIIIb-Klasse der IV. Mittelschule während seiner Hygienestunde zu erklä­ren begonnen, daß der Organist der Kathedralkirche, Šeduikis, ein Verbrecher ist, daß der Pr. Kauneckas psychisch krank und daß Dokumente vorbereitet werden, um ihn in ein psychiatrisches Krankenhaus einzuliefern. (Das ist keine Neuigkeit. Die Sicherheitsbeamten der UdSSR machen sooft die Menschen fer­tig, die ihnen mißfallen.) Der Andrijauskas selbst hat mit Methoden des Sicher­heitsdienstes Schüler im Dezember verhört, dabei aber verrichtet er seine direkte Arbeit als Pädagoge recht nachlässig.

Am 23. März 1978 wurde eine ständige Kirchenbesucherin, Birutė Ribinskaitė, vom Sicherheitsdienst in Telšiai vorgeladen. Vorher haben die Sicherheitsbeam­ten einen Besuch bei den Eltern gemacht und sie zu erpressen versucht: »Was macht ihr dann, wenn eure Tochter ins Gefängnis kommt?« Die einzige An­schuldigung dieses gläubigen Mädchens: ihre Teilnahme am Gottesdienst in der Kirche.

Kvėdarna

Am 20. Januar 1978 haben die Direktorin der Mittelschule von Kvėdarna, Al­dona Dulcienė.und die Lehrerin Janina Krasnickienė die Schüler Rolandas Šnei­deris (IVa-Kl.), Gintaras Bernotas (V. Kl.), Algis Račkauskas (Vb-Kl.), Aloyzas Stasytis (Va-Kl.) und Rimas Rupšis (Vla-Kl.) terrorisiert: Warum sie zur Kirche gingen und bei der Messe dienen? Ob sie nicht etwa vom Pfarrer agitiert wer­den, und was er ihnen für das Dienen gäbe?

Am 23. Januar 1978 ist die Mutter des Schülers der Va-Kl. Gintaras Bernotas, Frau Regina Bernotienė, in die Mittelschule von Kvėdarna zur Direktorin A. Dulcienė und Lehrerin J. Krasnickienė hingegangen und hat streng dagegen protestiert, daß ihr Sohn Gintaras wegen Kirchgang und Messedienen terrori­siert wird. Die Lehrerinnen Dulcienė und Krasnickienė erläuterten, daß der Kir­chenbesuch für Pioniere verboten sei. Die Mutter hat mit Entrüstung erklärt, daß ihr Kind ohne ihr Wissen kein Pionier sein dürfe, und verlangte, daß ihr Sohn als Pionier gestrichen wird, denn sie wird ihn immer zur Kirche mitneh­men und ihm das Messedienen erlauben.

Viešvėnai (Rayon Telšiai)

In der achtjährigen Schule von Viešvėnai werden gläubige Schüler verfolgt. Die Lehrerin der Erstklassen, Kurapkienė, hat in der II. Klasse vor allen Schülern den Schüler Urvakis wegen Kirchenbesuchs ausgeschimpft. Um den Schüler zu bestrafen, hat die Lehrerin ihm einen Platz bei den schlechteren Schülern ange­wiesen (er lernt gut).

Wegen Kirchenbesuchs hat sie ebenfalls die Schüler Armonas und Rubinas aus­geschimpft und verlangt, daß sie sagen, wer noch zur Kirche geht. Die Lehrerin Jurevičienė hat die Schüler mit der Behauptung eingeschüchtert, daß die Namen der Schüler, die zur Kirche gehen, aufgeschrieben seien. Am 13. Februar 1978 fand der Begräbnisgottesdienst für Bumbliauskas in der Kirche von Viešvėnai statt. Am Gottesdienst sollten zwei Enkelkinder teilneh­men, und ihnen wollten auch die Klassenkameraden sich anschließen. Die Schuldirektorin hat den Schülern nicht erlaubt, zur Kirche zu gehen. Die Schü­ler haben die Kränze in die Kirche gebracht und sind herausgegangen. Nach dem Gottesdienst sind sie dann zum Abholen wiedergekommen. Die Stellvertreterin der Direktorin, Raišutienė, hat allen Schülern befohlen, schriftlich zu erklären, ob sie an Gott glauben oder nicht. Das mußte jeder Schüler schreiben. Die Mehrheit der Schüler hat geschrieben, daß sie zweifeln. Die Wahrheit zu schreiben, wagten sie nicht, denn in dieser Schule werden für die Schüler, die zur Kirche gehen, die Noten in den einzelnen Fächern herabge­setzt. Mit solchen Mitteln erstrebt man die Einschüchterung der Schüler, des­halb herrscht hier eine Atmospähre der Angst. Auch die Eltern werden einge­schüchtert. An den von der Stellvertr. Raišutienė und Lehrerin Leinartienė ver­anstalteten Elternabenden nehmen viele Eltern Anstoß: »Über Kindererzie­hung, Schulangelegenheiten und andere pädagogische Probleme wird wenig ge­sprochen, dagegen stundenlang die atheistische Propaganda betrieben.« Die Direktorin der achtjährigen Schule von Viešvėnai, Stancelienė, hat die Mut­ter von mehreren Kindern, Liaugaudienė, zu sich gebeten (Anfang Februar d. J.) und ihr vorgeworfen, daß ihre Kinder zur Kirche gehen. Ihrem Sohn Petras hat sie gedroht: — Gehst du zur Kirche, dann setzen wir die Note für Betragen herab. — Ich gehe trotzdem, erschrak das Kind nicht. — Dann werden wir dich von der Schule entfernen, schrie die Lehrerin. — Wenn ihr mich von der Schule entfernt, dann gehe ich morgens und abends zur Kirche.

Sartininkai (Rayon Tauragė)

Am 4. Dezember 1977 fand in der Kirche von Sartininkai ein Beerdigungsgot­tesdienst statt, an dem auch die Lehrerinnen der achtjährigen Schule von Sarti­ninkai, Kazlauskienė, Rušinskienė u. a., teilgenommen haben. Bei der Gelegen­heit haben die Lehrerinnen gesehen, daß der Schüler Egidijus Stoncikas dem fungierenden Priester assistiert hat. Am nächsten Tag hat die Lehrerin Rušins-kienė den Schüler Stoncikas zum Aufsagen der Schulaufgaben aufgerufen und ihn vor der ganzen Klasse ausgelacht, da er dem Priester assistiert hätte. Damit nicht genug, ihm wurde die Note für Betragen herabgesetzt. Bei der Klassenver­sammlung hat der Schüler die Erzieherin gefragt, warum sein Betragen herabge­setzt wurde, denn er habe kein Vergehen begangen. Die Erzieherin hat wieder den Schüler ausgelacht und gedroht, daß der Priester mit einer Geldstrafe belegt wird, und der Schüler müsse seine Eltern zur Rechtfertigung mitbringen. Nach der Unterrichtsstunde hat die Lehrerin den Schüler zum Direktor mitgenom­men. Im Lehrerzimmer hat sie den gläubigen Schüler erneut verhöhnt. Lehrerin Rušinskienė nannte den Schüler den größten Dunkelschüler der ganzen Schule. — Du willst wohl Priester werden? fragte irgendeine Lehrerin. — Warum denn nicht? Vier von meinen Onkeln sind Priester, sagte Egidijus mit Freude. Zur Zeit bemühen sich die Lehrer, den Schüler Stoncikas in die atheistische Ar­beit einzuspannen. Zugleich versäumen sie keine Gelegenheit, um ihn auszula­chen.

Vilkaviškis

Am 16. März 1978 ist in die Mittelschule von Vilkaviškis der Expriester Vytau­tas Starkus mit Begleitung gekommen. In seinem Vortrag hat er die Priester und das Priesterseminar geschmäht. Seiner Meinung nach seien alle Priester ohne Moral und glauben nicht an Gott. Nach Meinung von Starkus hat Nijolė Sadū-naitė deshalb eine solche Rede beim Gericht gehalten, weil sie verliebt war in den Pfarrer von Svėdasai (Kan. Rauda — Red.) und den Pr. Sigitas Tamkeviči-us.

Die Schüler haben für V. Starkus nicht wenige Fragen aufgeschrieben, aber die­se wurden zuerst von den »Begleitern« des Lektors gelesen und nur einige an Starkus weitergereicht.

Ähnlich hat Starkus auch in der Mittelschule von Kybartai gesprochen. 

Žemaičiu Kalvarija

Die Direktorin der Mittelschule, Šatikienė, hat Schüler aus den Unterrichtsstun­den zu ihrem Amtszimmer vorgeladen und ausgefragt, wer sie zwingt, zur Kir­che zu gehen, im Chor zu singen, bei der Messe zu dienen und wieviel dafür ge­zahlt wird? Die Schüler gaben zur Antwort, daß sie nicht für Geld zur Kirche gehen. Daraufhin erklärte die Direktorin: »Kein Mensch hilft dem anderen um­sonst! Wie kann man umsonst singen, bei der Messe dienen?« Die Direktorin Šatikienė verlangte ein Versprechen, nicht mehr zur Kirche zu gehen. Sie droh­te, die Ungehorsamen der Rayonsregierung zu übergeben. Die Schülerin Jolanta Vaitkutė hat geantwortet: »Ich verspreche ... zu gehen!«

Die Organistin der Kirche, S. Vaitiekaitytė, wurde zum Gemeinderat vorgela­den, wo Vaitkus und Šatikienė vorgeschlagen haben, die Schüler nicht auf die Orgelbühne zu lassen: »Die Schüler sollen unten singen.« In dieser Schule werden die gläubigen Schüler besonders verhöhnt von den Lehrpersonen Skyrienė, Neniškis, Mikalauskas, Mikalauskienė u. a.

Širvintos

Die Katholiken in Širvintos leiden darunter schwer, daß die Unterrichtsabtei­lung keine genügende Aufmerksamkeit der sittlichen Erziehung der Schüler widmet. Die Schüler der Mittelschulen trinken nicht nur »Tinte«, sondern auch Schnaps. Samstags abends wird getanzt, und das bis zur Morgenröte, über die Straßen schwanken halbbetrunkene Schüler. Es geschieht nicht selten, daß auch die Erzieher selbst stark angeheitert sind.