Die in Ost-Berlin erscheinende Zeitung der Linkskatholiken Begegnung be­schrieb in Nr. 7 des Jahrgangs 1978 das Leben der Katholiken in Kisinev, So­wjetrepublik Moldavien, und berührte dabei aber auch ein weiteres Thema — die »illegale Untergrundpresse«, die in Litauen erscheine. Laut Begegnung kön­ne niemand die Zuverlässigkeit der dort gebotenen Informationen garantieren; verantwortungsbewußte Redakteure sollten sich nicht auf anonyme Informatio­nen stützen, wie dies etwa das Westberliner Petrusblatt getan habe, das die Lage der Kleriker in der Sowjetunion verzerrt darstellt.

Zitiert wird das Petrusblatt vom 30. April 1978 mit der Feststellung: »Jugendli­chen katholischen Kandidaten aus der Ukraine, Weißrußland und anderen Na­tionalitäten wird nicht gestattet, in den Priesterseminaren von Kaunas und Riga zu studieren.« Als Argument gegen diese angeblich erlogene Behauptung wird auf das Beispiel des Gemeindepfarrers von Kisinev, Vladislavs Zavalniuks, hin­gewiesen. Dieser jetzt 26jährige Ukrainer habe das Priesterseminar in Riga ab­solviert . . .

Jugendliche aus anderen Sowjetrepubliken dürfen tatsächlich in Riga oder Kau­nas studieren — wenn sie dazu eine Genehmigung erhalten, doch dieses Glück ist nur wenigen hold. Meist treten sie in die Seminare als Bürger der Sowjetrepu­bliken Litauen oder Lettland ein, nachdem sie dort ihren Wohnsitz genommen haben, polizeilich registriert worden sind und längere Zeit gearbeitet haben. Es ist anzunehmen, daß auch V. Zavalniuks auf ähnliche Weise in das Seminar ge­langte. Bevor man andere der Verbreitung unzutreffender Nachrichten bezich­tigt, sollte die Begegnung wissen, daß längst nicht alle studienwilligen Kandida­ten in der jeweiligen Republik die Genehmigung erhalten, ins Priesterseminar einzutreten, und daß dieser Eintritt den Bürgern anderer Republiken noch schwerer gemacht wird.

Die Begegnung schreibt weiter, nach Meinung der Westpresse seien die »Semi­naristen und Pfarrer in der Sowjetunion Geheimdienstagenten« — während der Gemeindepfarrer von Kišinev als eifriger und frommer Priester bekannt sei. Dieser Umstand dementiere doch klar die Behauptungen des Petrusblatt und anderer Zeitungen.

Die Begegnung mag das anders sehen, wer aber im Priesterseminar studiert hat, der weiß sehr wohl, wie eifrig die Geheimpolizei dort versucht, Agenten zu wer­ben.