Vyžuonos (Kreis Utena)

In der Nacht zum 16. Mai 1980 raubten Böswillige die Kirche in Vyžuonos aus. Gestohlen wurden: das wertvolle Hauptbild des großen Altars, das Bild der Maria Dolorosa aus dem Seitenaltar, das Herz-Jesu-Bild des Seitenaltars, das große Bild des hl. Antonius; aus dem Tabernakel wurde die Monstranz mit Hostie entwendet sowie der Kelch mit Hostien (eine Hostie fand man geknickt auf dem Teppich der Treppen zum Altar). Außerdem wurden mitgenommen: das Kreuz des großen Al­tars über dem Tabernakel, der Reliquienschrein des hl. Kreuzes im Seitenaltar, ein Verstärker und zwei Mikrophone.

Vilnius

1980 brachten der Rundfunk und die westliche Presse eine Erklärung (25. Nov. 1979) des festgenommenen Dozenten der Staatlichen Universität Vilnius, Vytau-tas Skuodis, in der er sich als sechstes Mitglied des Katholischen Komitees zur Verteidigung der Rechte Gläubiger mitteilt.

Am 16. Dezember 1979 schreibt Vytautas Skuodis dem Katholischen Komitee zur Verteidigung der Rechte Gläubiger: »Da ich meinen Eintritt in das Komitee, ohne mich mit dessen Mitgliedern vereinbart zu haben . . ., bitte ich meine früher er­wähnte Anfrage als ungültig zu betrachten.«

Klaipėda

Am 1. April 1980 richteten 610 Gläubige aus Klaipėda eine wiederholte Anfrage an den Vorsitzenden des Präsidiums des Höchsten Rates der UdSSR, L. Bre­schnew, in der es unter anderem heißt: »Wir sind gezwungen, uns an Sie zu wen­den, Herr Vorsitzender, denn das Exekutivkomitee der Stadt Klaipėda, der Be­vollmächtigte des Rates für religiöse Angelegenheiten in der Litauischen SSR so­wie der Ministerrat der Litauischen SSR reagieren nicht auf unsere Bitte (Be­schwerde), oder sie sind nicht kompetent, das Problem zu lösen. Sie versuchen, uns davon zu überzeugen, daß diese an Sie gerichtete Anfrage ohne Erfolg bleiben würde, daß wir uns nicht mehr an Sie, Herr Vorsitzender, richten und dieses Pro­blem überhaupt nicht zur Sprache bringen sollten.«

Die Unterzeichnung des erwähnten Antrages versuchten die sowjetischen Bedien­steten auf verschiedene Art zu vereiteln: Sie beschlagnahmten Bittgesuche mit Un­terschriften, fotografierten die Unterschriften (in Varduva, Šilalė, Ylakiai, Paeže­riai und Šiluva) usw.

Der Antrag mit 148 149 Unterschriften der Bürger in Klaipėda wurde am 19. No­vember 1979 abgeschickt, doch nimmt sich die sowjetische Regierung der Angele­genheit zur Rückgabe der Kirche in Klaipėda bisher nicht an. Zum Vergleich: ein Schizophreniker beschwerte sich beim Staatsanwalt der Litauischen SSR, der Pfarrer aus Viduklė, Priester A. Svarinskas, »wolle ihn erschlagen«. Dieser Prie­ster wurde sofort in die Staatsanwaltschaft gebeten, um dort Rechenschaft abzu­legen. Wenn aber Hunderttausende wegen der Kirche in Klaipėda unterschreiben, dann schweigt die sowjetische Regierung, als sei sie tot.

 

Taurage

1587 Gläubige aus Taurage schickten Litauens Fernseh- und Rundfunkanstalt ein Schreiben, in dem sie Priester Jonas Kauneckas, der in der Fernsehsendung vom 9. März dieses Jahres zu Unrecht verleumdet wurde, verteidigten. Sie schreiben, sie hätten die Exerzitien von Pfarrer Kauneckas im März dieses Jahres gehört. Darin forderte der Priester die Jugend auf, nicht auf falsche Wege zu geraten, sich aus dem Sumpf, dem Fall der Moral zu erheben, sich durch Buße zu reinigen und den rechten Weg des Lebens zu gehen. Ist das Politik? Nein! Das ist Religion. Der Redakteur der Sendung nannte den fleißigen und guten Pfarrer einen Apostel des Hasses. Wir drücken unseren Protest aus und verlangen, daß der Redakteur sich öffentlich bei dem Priester entschuldigt —schreiben die Bürger aus Taurage.

Truskava (Kreis Kėdainiai)

441 Gläubige der Gemeinde Truskava unterschrieben ein Gesuch an den Bevoll­mächtigten des Rates für religiöse Angelegenheiten, P. Anilionis. Darin wird aus­geführt, daß die Kirche in Truskava während des Krieges zerstört wurde, eine neue aber nicht gebaut werden darf. Im früheren Spital der Gemeinde sei ein dürftiger Raum eingerichtet worden, der für die Gläubigen, die zur hl. Messe kommen, zu klein ist. In diesen Räumlichkeiten werden drei Lehrerinnen beher­bergt: Matulevičienė, Pleštienė, Varnaitė, die Kommunistin Vapštienė sowie die Putzfrau Vaikutienė und Grigaliūnienė; dort befindet sich auch das Hebammen­zentrum. Wenn aber unbefugte Leute ins Gemeindehaus gesetzt werden, so bleibt dem Pfarrer keine Unterkunft, nur unter äußersten Schwierigkeiten hätten die Gemeindemitglieder ein kleines Zimmer für ihn gefunden, in dem nicht einmal so­viel Platz sei, um ein Bett dort unterzubringen. Im Gesuch fordern die Gläubigen, entweder alle unbefugten Personen aus dem Gemeindehaus auszuquartieren oder aber anstelle der abgebrannten Kirche eine neue bauen zu dürfen. Am Schluß des Gesuches wird daran erinnert, daß die Kreisverwaltung von Kėdainiai auf die Bitte der Gläubigen negativ reagierte. Das Gesuch wurde am 25. April 1980 ge­schrieben.

Ostern 1980 hielt der Priester Petras Nykstąs die Auferstehungsmesse unter frei­em Himmel, anstelle der verbrannten Kirche. Während seiner Predigt gab er be­kannt, solange sie noch keine geeigneten Räumlichkeiten hätten, würde er die hl. Messe unter freiem Himmel abhalten.

 

Pasvalys

Zuzana Motekienė, Tochter des Nikodemas, die bislang im Dorf Paistriečiai, in der Pfarrei Pumpėnai, Kreis Pasvalys, gewohnt hatte, war eine bewußt religiöse Frau und fleißige Kirchgängerin. Schon mehrere Male erwähnte die alte Dame den Ihrigen und dem Pfarrer gegenüber: »Ständig sage ich meinen Kindern, daß wenn ich sterbe, sie mich mit der Kirche beerdigen sollen.« Mit 82 Jahren starb die alte Dame plötzlich am 26. November 1979. Der Pfarrer fragte die Schwester der Verstorbenen, die wegen der Beerdigung zu ihm gekommen war: »Wird der Sohn der Verstorbenen, Juozas, Redakteur der Zeitung »Darbas« (Arbeit) für den Kreis Pasvalys, gegen eine kirchliche Beedigung nichts einzuwenden haben?« Die Schwester erklärte, daß ihr Letzter Wille erfüllt werden müsse.

Das Komitee der Partei des Bezirkes Pasvalys erhob Einspruch — es wurde dem Sohn der Verstorbenen, dem Redakteur, mitgeteilt: »Wenn du uns nicht ge­horchst, geh, wohin du willst!« Auf diese Weise wurde die tief gläubige Frau atheistisch beerdigt.

Žemaičiu Kalvarija

Am 27. April 1980 gedachte man des Jahrestages der Entweihung des Heiligtums der Samogitier (Niederlitauer). Der Priester Vladislovas Abromavičius führte den Bußgottesdienst durch und hielt eine Predigt. An diesem Gottesdienst nahmen al­lein schon zirka 400 Jugendliche teil.

Seit Herbst letzten Jahres betet die Jugend in der Diözese Telšiai den Rosenkranz. Am Ende eines jeden Monats wird der Rosenkranz feierlich immer einem ande­ren kirchlichen Dekanat im Heiligtum von Žemaičiu Kalvarija übergeben. Es wird eine Rosenkranzprozession durchgeführt. Wieder zu Hause, betet die Ju­gend jeden Tag in den Kirchen ihrer Gemeinden den Rosenkranz. Auf Wunsch der Verwalter der Diözesen wird nach dem Rosenkranz ein Gebet für den Papst gesprochen. — In letzter Zeit werden die Jugendlichen, die mit dem Rosenkranz nach Žemaičiu Kalvarija fahren, vom KGB verfolgt. Es werden dort die Kennzei­chen der herangereisten Autos registriert.

 

Telšiai

Öffentlicher Brief des Ingenieurs V. Puplauskas an die Organisatoren der atheisti­schen Fernsehsendung »Argumente« und an die Zuschauer. Am 9. März d. J. wurde die sogenannte Sendung des wissenschaftlichen Atheis­mus »Argumente« im Fernsehen der Litauischen Republik ausgestrahlt. Aber kann man denn Betrug als Wissenschaft und die Finessen der Filmtechnik als Ar­gument bezeichnen?

Ich möchte an alles so erinnern, wie es war, und dann beurteilt selber: Der Stellvertreter des Vorgesetzten des Exekutivkomitees im Kreis Telšiai, K. Jan-kus, rief mich, als den Direktor der Abteilung für Wärmeversorgung im Bezirk Telšiai, an und teilte mir mit, daß man eine Fernsehsendung über die Veränderun­gen in Telšiai vorbereiten würde: »Sie haben so viel zu einer Besserung der Wärme- und Heißwasserversorgung in den Wohnungen von Telšiai beigetragen. Erzählen Sie uns, wie Ihnen dieses gelungen ist, und wie die Zukunftspläne aus­sehen.«

Ich arbeitete einen schriftlichen Bericht aus, der sich rein auf technische Fragen meiner Arbeit bezog und übergab diesen K. Jankus. Nachdem er sich mit dem Text vertraut gemacht hatte, waren seitens K. Jankus keinerlei Bemerkungen oder Einwände zu vermerken. Später wurde ich in das Exekutivkomitee des Bezirkes gebeten. Außer Jankus waren im Komitee noch A. Stuina und drei Fernsehmitar­beiter zugegen. Ich begann über die Kesselräume zu sprechen, und die Korre­spondenten fingen an, mit ihren Fragen das Gespräch auf die Stadt Telšiai und deren Einwohner zu lenken. Als ich merkte, daß ich meine Gedanken mit dem Fernsehpublikum über die mir so wichtigen Fragen bezüglich meiner Arbeit nicht werde austauschen können, habe ich auf weitere, mir derzeit unverständliche Fra­gen nicht geantwortet. Und wie erstaunt und verärgert war ich dann über K. Jan-kus und A. Stuina, als ich mich in der atheistischen Propagandasendung wieder­sah.

Wie konnten Sie, A. Stuina, es wagen, den Zuschauern weismachen zu wollen, daß nur die anderen nicht bereit waren, in der atheistischen Sendung mitzuwir­ken. Habe ich mich dazu bereit erklärt? Und haben Sie mir gesagt, zu welchem Zweck Sie mich filmten? Ich habe Sie zum ersten Mal im Leben gesehen und konnte nicht wissen, womit Sie sich befassen und wie Sie sich Ihr Brot verdienen. Wer erteilte die Erlaubnis, meine Antworten in die Äußerungen anderer einzufü­gen und mich nach groben und lügnerischen Angriffen als Gegner des von allen verehrten Priesters Jonas Kauneckas darzustellen? Die Leute, die über Priester J. Kauneckas lügenhaft herfielen, haben dieses nur aus Rache getan, weil man sie in ihren Ambitionen gekränkt hatte. Sie sind ungläubig und zudem noch feindlich gegenüber den Religionslehren eingestellt. Deswegen ist ihnen alles, was uns hoch und heilig ist, fremd und unverständlich. Ihnen sind die Bemühungen der katholi­schen Kirche Litauens, das litauische Volk, besonders die Jugend vor Alkoholis­mus, Verbrechen und Sittenlosigkeit zu retten, unverständlich. Deswegen bin ich der Auffassung, daß es eine sehr große Beleidigung und eine Verachtung meiner Autorität in den Augen der Gläubigen ist, wenn man mich, einen öffentlich gläu­bigen Katholiken, in die Meinungen dieser atheistisch denkenden Leute einreiht.

Damit Sie, K. Jankus und A. Stuina, es besser verstehen können, welchen morali­schen Schaden Sie mir zugefügt haben, möchte ich Ihnen das durch folgendes Bei­spiel verdeutlichen.

Stellen Sie sich vor, K. Jankus und A. Stuina, daß eine Gruppe von Leuten sich überlegt haben, Ihre Mütter zu verhöhnen und zu erniedrigen. Man filmt und nimmt verleumderische Aussagen unwahrer Zeugen auf, die sich gegen die lieben­den Mütter richten. Später, ohne daß Sie etwas davon gewußt haben, lädt man Sie vor. Sie bekommen viele provozierende Fragen bezüglich Ihrer Familien, und zu guter Letzt zeigt man Sie im Fernsehen der Republik als diejenigen, die sich dieser Erniedrigungskompanie gegen Ihre Mütter anschließen und ihr zustimmen. Wie würden Sie sich dann im Angesicht der ganzen Republik fühlen, wo Sie sich doch als Grobiane, die ihre Mütter verunehren, dargestellt haben? Sie haben mich durch List, Betrug und Lüge als solchen dargestellt. Können Sie den sogenannten wissenschaftlichen Atheismus wirklich nur mit Betrug und Lüge propagieren und dadurch, daß man jemanden erniedrigt und die Ehre und Wür­de des anderen Menschen mißachtet? Sie müßten doch wissen, daß eine Erschüt­terung der Psyche des Menschen und der Gesundheit sehr schadet sowie die Lei­stungsfähigkeit mindert.

Deswegen bitte ich, den Brief zu veröffentlichen, und das Unrecht an mir zu kor­rigieren. Erklären Sie den Fernsehzuschauern, daß hier ein Fehler begangen wor­den ist, daß ich nicht wußte, aus welchem Grund man mich gefilmt hat und wo meine Antworten auf Ihre Fragen verwendet werden würden.

Ingenieur V. Puplauskas

 

Viduklė (Kreis Raseiniai)

Am 4. Mai 1980 schrieb das Kirchenkomitee der Pfarrgemeinde Viduklė eine Er­klärung an den Ministerrat der Litauischen SSR folgenden Inhalts: »Im Herbst 1976 verbreitete sich in unserer Kleinstadt das Gerede, daß die Be­zirksleitung von Raseiniai uns unser Spital wegnehmen wolle (Spital = Haus, in dem die Kirchendiener leben). Erst 1949 hatten wir das Pfarrhaus, alle Nutzungs­gebäude und den Gemeindesaal verloren. Also schenkten wir diesem Gerede keine Beachtung und glaubten, daß diese schrecklichen Konfiszierungszeiten ohne Wie­derkehr der Vergangenheit angehören und daß sie nie wiederkommen würden. Wenn man logisch überlegt, ist es völlig unverständlich, daß nach 40 Jahren der Sowjetregierung die Bezirksleitung das alte Spital wieder gebrauchen würde. Im Frühling 1977 kamen der stellvertretende Vorsitzende des Exekutivkomitees des Bezirkes Raseiniai, Z. Butkus, und der Kreisvorsitzende von Viduklė, A. Zig-mantas, zu unserem Pfarrer, dem Priester A. Svarinskas, und verlangten von ihm, er möge ihnen erlauben, eine Arbeiterfamilie im Spital unterzubringen. Die­se Forderung wurde vom Pfarrer entschieden zurückgewiesen, denn diese Unter­künfte sind für die Gemeinde dringend notwendig. Und wieder gab es Gerede:

—         Man will unbefugte Leute aus operativen Gründen dort unterbringen . . .

—         Das geht auf die Nerven . . .

—         Nein, das sind die >ideologischen Kampfmethoden< der Atheisten . . .

Und tatsächlich, wenn die Bezirksleiter den Angelegenheiten der Arbeiter so fein­fühlig gegenüberstehen würden, dann könnten sie selber als Kommunisten sich mit anspruchsloseren Wohnungen zufriedengeben oder eine Klassifizierung der Saunen in den Wohnorten: nämlich die schwedische — für die Herrschaften — und die einfachen — für das Volk — bleibenlassen.

Das Spital ist noch vor dem Zweiten Weltkrieg erbaut worden: das Dach leck, der gedielte Fußboden verfault und die Wände rissig. Das bedurfte einer schnellen ge­wöhnlichen Instandsetzung. Am 1. Juni 1977 richtete sich das Kirchenkomitee wegen einer Genehmigung für die Ausbesserungsarbeiten an den obersten Archi­tekten des Bezirkes, Daunoras. Der Architekt befahl zunächst, einen Ingenieur zu finden, der dafür ein Projekt vorbereitet, und erst dann könne man sich um Erlaubnis an ihn wenden. Unsere Bemühungen in Raseiniai, einen Ingenieur zu finden, der es riskieren würde, sich der Kirche und der Gemeinde als dienstlich zu erweisen, indem er einen Plan entwirft, und der keine Angst vor Strafmaßnahmen der Atheisten des Bezirkes hat, waren vergeblich!

Wir haben das Dach und die Räume, in denen der Pfarrer wohnte, sehr dürftig renoviert. Der größte Teil der Behausung wartet noch immer auf eine Genehmi­gung für die Instandsetzung. — Anfang Januar 1980 erhielt das Kirchenkomitee von Viduklė ein Schreiben aus dem Volksabgeordnetenrat des Exekutivkomitees, Kreis Raseiniai, datiert vom 19. Dezember 1979: >Da die religiöse Gemeinschaft von Viduklė das Wohnhaus eigenmächtig renoviert, ohne die erforderliche Doku­mentation vorgewiesen und die Ermahnungen der Staatsinspektion beachtet zu haben, annulliert das Exekutivkomitee des Bezirkes den Vertrag vom 23. Juli 1974, in welchem die Übergabe des Hauses zur kostenlosen Nutzung an die Reli­gionsgemeinschaft von Viduklė vereinbart worden ist. Das Exekutivkomitee er­mahnt die Religionsgemeinschaft von Viduklė (Vorsitzender I. Paulauskas), das im Vertrag erwähnte Wohnhaus innerhalb von drei Monaten zu räumen. Der Vorsitzende des Exekutivkomitees — A. Skeiveris, und Sekretär — O. Juo­zaitis^

Der Beschluß entspricht nicht der Wahrheit:

1.     Wir haben um Erlaubnis gebeten, aber sie nicht bekommen . . .

2.     Eine Ermahnung haben wir nicht erhalten . . .

Im Frühjahr kam der Bevollmächtigte des Rates für religiöse Angelegenheiten, P. Anilionis, in die staatliche Geflügelzuchtfarm und zum Direktor dieser Farm, E. Zaikauskas. Er brachte in seinem Wagen die bei ihm zu Gast gewesenen Mitglie­der des Kirchenkomitees, B. Urbutis und Fr. V. Kazlauskienė,mit. P. Anilionis redete mit jedem von ihnen getrennt und erklärte: >Ermahnt den Pfarrer zur Ordnung, anderenfalls schließen wir die Kirche.<

Am 23. April schickten die Bezirksleiter den obersten Architekten, um die Räum­lichkeiten des Spitals auszumessen. Und wieder wurde geredet, man wolle eine Familie in diesem Gemeindehaus unterbringen. Offensichtlich denken die Be­zirksleiter folgendermaßen: >Wenn der Pfarrer den Krach, der an jedem Samstag-und Sonntagabend bis spät in die Nacht aus dem gegenüberliegenden Kulturhaus dringt, bislang ertragen konnte, so wird er ihn jetzt bestimmt nicht ertragen kön­nen und fortlaufen . . .<

All diese Ereignisse bewerten die Gläubigen als eine einzige Provokation und als eine Kette der Diskriminierung. Deswegen besteht bei allen nur eine Frage: Wann wird das alles enden?

Wir bitten, den diskriminierenden Beschluß der Kreisverwaltung zu überprüfen und zu widerrufen. Überzeugen Sie die Schuldigen, daß sich die Religion mit sol­chen Methoden nicht besiegen läßt. Im Gegenteil, die Atheisten von Raseiniai ha­ben nun alle gutwilligen Menschen gegen sich gestellt.

Bei dieser Gelegenheit erklären wir, die Katholiken von Viduklė, daß wir die Kir­che, den Pfarrer und Priester A. Svarinskas und das Spital mit allen möglichen Mitteln verteidigen werden.«

Diese Erklärung unterzeichneten 1287 Gemeindemitglieder von Viduklė.

 

Viduklė

Am 27. April 1980 schrieben 63 Gläubige der Gemeinde Viduklė einen Protest­brief, der sich gegen die Verfolgung ihres Priesters und Pfarrers A. Svarinskas richtete, an die Redaktion der Bezirkszeitung RaseiniaiNaujasis rytas (Der neue Morgen). Im Brief wird bekräftigt, daß die Artikel in der Lokalpresse, die sich ge­gen den Priester A. Svarinskas richten, die wahren Ziele der Atheisten verbergen, nämlich den Willen, mit dem von allen Gläubigen geliebten Priester fertig zu wer­den. Die Gläubigen, die den Brief unterzeichnet haben, protestieren gegen die Verleumdungen des Priesters A. Svarinskas, die von der Lokalzeitung verbreitet werden. Im Brief heißt es: »Obwohl die Atheisten die Zustimmung und die Macht der Regierung haben, können sie ihre Ideologie nicht auf gerechte und ordentliche Weise verteidigen. Sie sind entschlossen, den Triumph für die Regierung zu er­kämpfen, indem sie von Erpressung und Gewalt gegen die Kirche und die Gläubi­gen Gebrauch machen.«

Am 1. Juni 1980 kam irgendeine Frau mit dem Brief der 63 Einwohner aus Vidu­klé in das Blindenhaus in Blinstrubiskiai, um angeblich zu kontrollieren, ob die Unterschriften auch echt seien. Man befragte G. Nevardauskaitė. Die Besucherin erklärte zunächst, daß die Bezirksleitung den Brief der Gläubigen nicht drucken wird.

»Ist die Redaktion denn kompetent, verleumderische Artikel der Atheisten zu drucken?« fragte G. Nevardauskaité. Anstatt einer Antwort stellte sich eine Ru­hepause ein. Weiter wollte die »Redaktionsmitarbeiterin« wissen, wer die Initiato­ren dieses Briefes seien. Zudem bemerkte sie vorwurfsvoll, daß der Priester A. Svarinskas in seiner Predigt gesagt habe, der Feiertag der Frau am 8. März sei der Tag der Alkoholikerin. (Tatsächlich trinken an diesem erwähnten Tag nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen — Bemerkung der Redaktion.) »Die Frau aus der Redaktion« unterhielt sich noch mit B. Jasinskaitė. Mit anderen Perso­nen, die den Brief unterschrieben hatten, wollte sie jedoch nicht mehr zusammen­treffen.