Zu den Wallfahrten nach Šiluva, zum »Tor der Morgenröte« in Vilnius und Žemaičių Kalvarija kommen riesenhafte Menschenmassen, die wie ein Dorn im Auge der kämpferischen Gottlosen Litauens brennen. Im Jahre 1981 vergingen nur die Wallfahrtstage von Žemaičiu Kalvarija, die Anfang Juli gefeiert werden, ruhig.

Vor den Wallfahrtstagen in Šiluva wurde eine Quarantäne wegen »Schweine­pest« schon im Monat August organisiert, die bis jetzt noch nicht aufgehoben ist. Die Gläubigen wußten bis zum Beginn der Wallfahrtstage nicht, ob es möglich wird nach Šiluva zu reisen; deswegen nahmen wesentlich weniger Leute an den Wallfahrtstagen teil als in früheren Jahren. Die Stimmung während der Wallfahrtstage war ebenfalls drückend. Die Milizautos fuhren durch die Höfe der Einwohner in Šiluva und notierten die Autonummer. In der Kirche zuckten die Leute ihre Schultern, als sie einige Predigten über Selbstmord, Menschenmord und ähnliches hörten.« Warum werden solche Probleme im Heiligtum Mariens während der größten Wallfahrtstage erör­tert, wo sich aus allen Ecken Litauens die allerbesten Menschen versammeln, die weder zum Morden, noch einen Selbstmord zu begehen bereit sind? ...«, die Gläubigen zuckten mit den Schultern.

Die Wallfahrten zum Bild der Barmherzigen Mutter Gottes im Tor der Morgenröte in Vilnius zu verhindern, ist schon wesentlich schwieriger; — wie soll man eine »Schweinepest« in Vilnius ausrufen? Hier werden die Wallfahrtstage Mariens auf andere Weise niedergeschlagen. Den Einwohnern von Vilnius ist es nicht leicht, von diesen Wallfahrtstagen zu erfahren, weil es nur in der Kirche der hl. Theresia verkündet wird. In den anderen Kirchen werden sie nur von wenigen Priestern verkündet.

Die Prediger berühren meistens die konkreten Probleme der Zeit und des Lebens nicht. .. oder berühren sie nur in verdrehter Weise. Während der Wallfahrtstage 1980 sprach ein Dozent des Priesterseminars, daß die Katho­liken sich nicht um die Menschenrechte kümmern sollen, sondern um ihre Pflichten, die Pflichten gegen den Staat besonders betonend. Der Mittwoch der Wallfahrtstage zum Bild der Barmherzigen Mutter Gottes in Vilnius war im Jahre 1980 als Tag des Antialkoholismus angekündigt. Offenbar mißfiel es der Zivilregierung, deswegen fand es nächstes Jahr nicht mehr statt, obwohl es geplant war. Einige Predigten, die das Thema Antialkoholismus berührten, waren praktisch gegen die Kämpfer für Antialkoholismus gerichtet. Es wurde behauptet, daß die Katholiken an dem steigenden Alkoholismus schuld sind. .., daß man für die Einschränkung des Verbrauchs der alkoholischen Getränke nicht zu kämpfen braucht, daß man keine äußerlichen Mittel dazu braucht (man hatte wahrscheinlich den Verein der Antialkoholiker und den Tag des Antialkoholismus im Kopf gehabt), es genüge den Katholiken, nur öfters zu den Sakramenten zu gehen, und alles löst sich von selber. Ein an­derer Prediger erklärte, daß für die Rechte der Kirche kein Kampf notwendig sei, man müsse nur den Menschen lieben.

Auf diese Weise wird die Stimmung der Gläubigen verdorben und die Be­geisterung der Menschen niedergeschlagen. Was die Regierungsgottlosen zu zerstören nicht fähig sind, dort helfen die Geistlichen selbst. Die Teilnehmer an den Wallfahrtstagen, besonders die von weit angekom­men sind, verlangen nicht ohne Grund, daß die Organisatoren und die Pre­diger der Wallfahrtstage ernst Gott zu dienen bereit sein sollten, aber nicht dem Bevollmächtigten des Rates für Religionsangelegenheiten schmeicheln.