Ukraine. In den westlichen Regionen der Ukraine ist die Aktivität der unierten katholischen Kirche lebendiger geworden. Im Vergleich mit dem vergangenen Jahr besuchen die Gläubigen, Erwachsene wie auch Kinder, immer öfter das Gotteshaus. Gleichzeitig ist auch die Verfolgung seitens der atheistischen Regierung wesentlich stärker geworden, was der Terror gegen die Priester und das häufige Anzünden sowohl der noch geöffneten wie auch der geschlossenen Kirchen beweisen. Hier einige Tatsachen:

Im Mai 1987 sind wegen der Feier der hl. Messe folgende Priester mit Stra­fen belegt worden: Senkiw, Iwan, Sohn des Juozas; Pater Wasilyk; Senkiw, Taras. Ihnen wurde die Bibel weggenommen und beschlagnahmt wie auch alle liturgischen Gewänder, die für die hl. Messe benötigt werden und auch die dazu nötigen Gefäße (Kelch, Patene usw.).

Im Juni wurde der junge Priester I. Senkiw viermal mit einer Strafe bis 100 Rubel belegt. Der KGB verwarnte ihn, daß das die letzten Strafen dieser Art seien, in Zukunft warte die Verhaftung auf ihn... Zwei Tage darauf folgte eine Durchsuchung bei ihm. Priester I. Senkiw wurden eine neu erworbene Bibel, kirchliche, liturgische Gewänder, ein Kelch und ein Kreuz abgenommen und beschlagnahmt, der Priester selbst wurde erneut verhört.

In den Städten Bucac und Borscov im Gebiet von Ternopol, wo die unier­ten Christen sich zum Beten versammeln, werden sie ständig von Operativ­gruppen der Milizmänner verjagt; die Milizmänner benehmen sich in den Kirchen ungebührlich und demütigen unbarmherzig die Betenden.

In der Nacht des 13. April wurde die Kirche im Dorf Jasenj im Rayon Rozniatowski in der Region Iwano-Frankowsk in Brand gesteckt und nie­dergebrannt. Die Entschlossenheit der Gläubigen, die Kirche wiederaufzu­bauen, war unvorstellbar. Trotz verschiedenster Behinderungen seitens der Atheisten und der gottlosen Regierung haben sie bis Ostern - innerhalb einer Woche - mit eigenem Material und eigenen Mitteln an derselben Stelle ein neues Gotteshaus errichtet.

Im Frühjahr 1987 wurde im Dorf Pniv, Rayon Nadwornoj, in der Region Iwano-Frankowsk eine noch geöffnete orthodoxe Kirche niedergebrannt. Die Gläubigen bauten in verhältnismäßig kurzer Zeit, ohne Genehmigung der Regierung, ihre Kirche wieder auf.

In einer Nacht im März 1987 wurde die geschlossene Kirche der unierten Christen im Dorf Gosev, Rayon Dolinskoja in der Region Iwano-Fran­kowsk in Brand gesteckt und ist niedergebrannt.

Auf dem Berg des erwähnten Dorfes Gosev ist ein berühmtes Kloster der Katholiken von großem architektonischem Wert schon beinahe am Einstürzen. Das Kloster ist in ein Kinderheim umfunktioniert, die Kinder wohnen in Klosterzellen und die Kirche selbst dient als Lager des Kinder­heimes. Obwohl die Miliz auf jede Weise Wallfahrer verjagt, besuchen die gläubigen Ukrainer zahlreich diesen Ort.

Im Herbst 1986 wurde im Dorf Wyskow, Rayon Dolunsko, in der Region Iwano-Frankowsk unter Teilnahme der Aktivisten der Partei und des Sowjets des Dorfes und Rayons, mit Bulldozern die nicht mehr tätige (von der Regierung geschlossene) Kirche der Katholiken zerstört. Das Dorf Wyslow befindet sich oben in den Karpaten und grenzt an die Region Transkarpatien. Tschechische Arbeiter, die hier Gasleitungen verlegten, weigerten sich, technische Hilfsmittel zur Zerstörung der Kirche zur Ver­fügung zu stellen. Sie verurteilten die Ukraniner, die selber ihre Architek­turdenkmäler zerstören.

1985 wurde die Kirche des Dorfes Kosmac im Rayon Kasowski in der Region Iwano-Frankowsk niedergebrannt. Der Überlieferung nach soll der Kämpfer für die Freiheit der Ukraine Aleksiej Dovbus, der 1745 gefallen ist, bei der Errichtung dieser Kirche viel mitgeholfen haben.

Bei der Zerstörung der schon geschlossenen Kirche der orthodoxen Chri­sten im Dorf Trusivka, Rayon Kalusk, in der Region Iwano-Frankowsk im Jahre 1985 wurden Soldaten eingesetzt, um die Menschenmenge zu vertrei­ben, die bemüht war, das Zerstören des Gotteshauses zu verhindern; dabei haben die Soldaten gegen die Menge Pyroxilit und Trotylgasgeschosse angewendet. Gewöhnlich werden eine verstärkte Einheit zur Miliz mit Hunden, die Schüler der Milizschule oder eine Kompanie aus der örtlichen Garnison angefordert, um den Zerstörern zu helfen.

Im Jahre 1980 haben die Regierungsgottlosen die letzten Kreuze an den Straßen, am Rande der Ortschaften oder in den Anwesen der Gläubigen ausgerissen. Sie haben Statuen, die zum Gedenken an historischen Ereig­nissen oder in Verbindung damit aufgestellt worden waren und beispiels­weise an die Beseitigung der Leibeigenschaft im Jahre 1848 erinnern soll­ten, umgeworfen und zerstört.

In letzter Zeit wachen die Gläubigen in vielen Dörfern abwechselnd in ihren Gotteshäusern, um sie vor Brandstiftern zu schützen.

Gedenkfeier des 600-jährigen Jubiläums der Christanisierung in Pelesa.

Am 26. Juli 1986 fand in Pelesa (Weißrußland, Rayon Varenav) eine Gedenkfeier zum 600-jährigen Jubiläum der Christianisierung Litauens statt. Die Kirche von Pelesa ist geschlossen und in ein Lagerhaus um­gewandelt. Da die Gläubigen von Pelesa keine Kirche mehr haben, ver­sammelten sie sich auf dem Friedhof neben der Kirche und beteten dort. Um wenigstens ein Obdach für das gemeinsame Gebet zu haben, errich­teten die Gläubigen 1985 eine Kapelle aus Brettern auf dem Friedhof; auf Anordnung der Ortsverwaltung mußte diese Kapelle aber wieder abge­rissen werden.

Bei den Vorbereitungen zur Begehung der Jubiläumsfeierlichkeiten des 600-jährigen Jubiläums der Christianisierung Litauens errichteten die Gläu­bigen ein offenes Zelt - ein Obdach auf dem Friedhof, wo sie einen Altar mit einem Bild des kreuztragenden Christus aufstellten. Neben dem Kreuz wurde das Bild des seligen Erzbischofs Jurgis Matulaitis aufgehängt. Die Gedenkfeierlichkeiten fanden am 26. Juli um 12 Uhr statt. Zu den Feier­lichkeiten kamen 4 Priester und nicht wenige Gläubige aus Litauen. Die hl. Messe haben 3 Priester konzelebriert. Gottesdienste und Predigten wurden in litauischer Sprache gehalten, das Evangelium und die zweite Predigt in Polnisch. In der Umgebung von Pelesa leben viele Menschen, die nicht mehr Litauisch können. Vor dem Gottesdienst und während des Gottes­dienstes wurden litauische Kirchenlieder gesungen. Viele Ortsbewohner gingen zur Beichte und empfingen die hl. Kommunion. Am Ende des Got­tesdienstes wurde ein Jubiläumskreuz eingeweiht, auf dem Friedhof auf­gestellt und das Taufversprechen erneuert. Die Priester, die gekommen waren, und die Gäste verteilten an die Einwohner von Pelesa speziell für das Jubiläum vorbereitete Bildchen mit Gebeten. Bevor sie auseinander­gingen, sangen die Litauer das Lied „Lietuva brangi" - „Mein teures Litauen" von Maironis und „Lietuva, Tėvyne mūšy" - „Litauen, unser Heimatland" von V. Kudirka. Etwa 500 Menschen nahmen an der Gedenk­feier teil. Regierungsbeamten störten die Gedenkfeier nicht. Nach dem Gottesdienst gingen die Leute in gehobener Stimmung nach Hause, ent­schlossen zu fordern, daß ihnen die von ihnen selber aus Steinen errichtete Kirche zurückgegeben wird. Den Gläubigen von Pelesa gibt auch die Tat­sache Hoffnung, daß die Regierung versprochen hat, die Kirche der Köni­gin des Friedens in Klaipėda den Gläubigen zurückzugeben. Das Schicksal der Kirche von Klaipėda und der von Pelesa ist sehr ähnlich: Beide Kirchen haben die Gläubigen, die Pfarrangehörigen, durch ihre Spende und mit ihrer Arbeit selbst gebaut, beide wurden rechtswidrig von dei Regierung enteignet, beiden wurden die Türme abgerissen. Pelesa - das ist ein kleines Klaipėda. Das Unrecht muß wiedergutgemacht werden.

 

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Litauer, vergiß es nicht: Priester Alfonsas Svarinskas Priester Sigitas Tamkevičius Viktoras Petkus Balys Gajauskas Povilas Pečeliūnas Gintautas Iešmantas und andere tragen die Ketten der Unfreiheit, damit du frei leben und glau­ben darfst!