Die katholische Schuljugend ist dem Vatikansender für Berichte über den Wi­derstand der Schülerschaft gegen zwangsweise Vergottlosung sehr dankbar. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn der Vatikansender in sein Samstagprogramm eine Zehnminutensendung für Schüler einführen würde. Denn es bedarf großer Hilfe, unsere Schüler zu vollwertigen, erwachsenen Menschen zu erziehen. Bis­her vernehmen sie über Fragen des Glaubens und der Heimat nichts als lauter Lügen.

Dies schreibt eine Lehrerin aus Oberlitauen (der Aukštaitija): »Wunderbare Kinder gibt es in unserer Schule. Eine Schülerin der VIII. Klasse schreibt als Ab­schluß einer schriftlichen Arbeit: >Wir wählen den Mut, wir stärken den Willen und werden, wenn es darauf ankommt, aufstehen und unser Litauen — vertei­digen < . . .«

Telšiai

In der hiesigen 5. Mittelschule wird die Schülerin Fabijonavičiūtė (V. Klasse) seit Jahren wegen ihres Glaubens terrorisiert. Hier einige Beispiele:

Im Oktober 1977 wird die Schülerin von der stellvertretenden Direktorin ver­warnt, Kirchenbesuche einzustellen. Im selben Jahr versucht dieselbe stellvertre­tende Direktorin das Mädchen erneut einzuschüchtern, sie solle sich endlich bes­sern und nicht mehr in die Kirche gehen.

Am 18. Januar 1977 erklärt die Klassenlehrerin, Frau Butkevičienė, in einer Schülerversammlung, nur die jungen Pioniere seien anderen ein Beispiel, nie­mals aber kirchengläubige Menschen.

Die Lehrerin, Frau Gudienė, verhöhnt das Mädchen in der Mathematikstunde vor der ganzen Klasse: »Es gibt keine Klöster und wird keine mehr geben — wo also willst du bleiben mit deinem Glauben . . .«

Ende Januar 1977 schließlich werden die Eltern der Schülerin Fabijonavičiūtė an ihren Arbeitsplätzen verwarnt — entweder disziplinierten sie ihre Tochter selbst, oder der Geheimdienst werde einschreiten.

Der Mut der litauischen Kinder ist bewundernswert — sie widerstehen einer ganzen Armee angriffslüsterner Lehrer, selbst Vernehmungen durch den Ge­heimdienst.

Anmerkung: Im Original selbst sind zwei halbe Seiten — S. 51 und 52 — her­ausgeschnitten.

Šiauliai

Im Oktober 1977 unterzogen die Direktorin der 12. Mittelschule, Fräulein A. Gužaitytė, und die Klassenlehrerin, Frau J. Savickienė, den Schüler Zigmas Lemkys (X. Klasse) einem strengen Verhör zur Frage, warum er zur Kirche gehe und bei der hl. Messe ministriere.

 - Wie stellst du dir deine Zukunft vor? Du weißt doch, daß Schüler nicht zur Kirche gehen dürfen? Deine Zukunft sieht dunkel aus! — hielt ihm die Direkto­rin vor. Der Schüler Lemkys blieb bei seiner Meinung.

 - Ja, ich gehe zur Kirche und werde es auch weiter tun.

Daraufhin ließ die Direktorin die Mutter des Schülers, Frau Birute Lemkienė, kommen und machte ihr Vorhaltungen: Die Seele des Kindes sei verletzt, dem Jungen drohe Ausschluß aus der Schule, verschiedene weitere Schwierigkeiten stünden ihm bevor. Mit Tränen in den Augen verließ die Mutter das Direktoren­zimmer.

Dessen nicht genug. Männer der KGB-Nebenstelle Šiauliai suchen das Direkto­renzimmer der 12. Mittelschule auf, wo man dann versucht, den Schüler Zigmas Lemkys »umzuerziehen«. Überall in Litauen legt das KGB neuerdings Bemü­hungen an den Tag, Schüler, die als Ministranten dienen, zur Mitarbeit anzu­werben. Der Geheimdienst verspricht sich davon, zukünftig mehr Agenten im Priesterseminar Kaunas zu plazieren.

Pagiriai (Rayon Kėdainiai)

Bei Beratung der Vorschriftsnoten des ersten Trimesters in der hiesigen Mittel­schule am 5. Dezember 1978 wurden Tadelsnoten für die Schüler Romas Sapna-gis (VI. Klasse) und Julius Širka (VII. Klasse) verlesen. Der Schüler Vidmantas Zupka erhielt sogar den schriftlichen Tadeleintrag im Zeugnis »wegen Meß­dienst«. Die Schüler verwiesen darauf, daß es doch Glaubensfreiheit gebe. Die Leiterin der VII. Klasse, Frau Laima Duliauskienė, erklärte, daß zwar in ande­ren Ländern Glaubensfreiheit herrsche, in der Sowjetunion gebe es diese Frei­heit nicht.

Siesikai (Rayon Ukmergė)

Am 28. November 1978 terrorisierte Direktor Latvys der hiesigen Mittelschule die Schüler Raimondas Tiškus, Antanas Maželis und Egidijus Tarnauskas we­gen Ministrierens während der heiligen Messe. Im Lehrerzimmer wurden die Kinder vernommen, ausgeschimpft und bedroht, weiterer Meßdienst streng ver­boten.

Kapsukas

Anfang November 1978 terrorisierte die Pionierleiterin der VI. Mittelschule, Frau Razvanavičienė, die Schülerinnen Vilija Žitkutę und Jūrate Petruskevičiū-tė, sie sollten der Organisation Junge Pioniere beitreten, was die Mädchen ab­lehnten. Darauf erkundigte sich die Lehrerin, ob sie womöglich gar an Gott glaubten? Die Mädchen bejahten.

- -»Geht ihr zur Kirche?«

 - »Ja, wir gehen.«

 - »Habt ihr Gebetbücher?« wurde weiter gefragt.

 - »Ja, haben wir«, lautete die mutige Antwort der Kinder.

Daraufhin stellte Razvanavičienė die Mädchen vor der ganzen Klasse hin, um ein pädagogisches Exempel zu statuieren:

— »Wenn es Lenin nicht gäbe«, schluchzte sie, »würden diese da heute nicht lernen, sondern die Gänse hüten! Und weigern sich auch noch, unser Abzeichen zu tragen! Sie wachsen als richtiggehende Volksfeinde auf!«

Diese haßerfüllten Tiraden wurden den Mädchen geradezu ins Gesicht ge­schrien.

Die Pädagogin gab damit ein klassisches Beispiel dafür, wie sich Kriecherei vor der Okkupationsmacht in abscheulichen Fanatismus verwandeln kann. Volks­feind ist nicht der, der sich weigert, ein von der Okkupationsmacht eingeführtes Abzeichen zu tragen, wohl aber der, der anderen solche Abzeichen gewaltsam anheftet.

Aukštadvaris (Rayon Trakai)

In der Kirche von Aukštadvaris fand am 15. Oktober 1978 eine Ablaßfeier statt. Zusammen mit den Erwachsenen nahmen an dem Gottesdienst auch die Schüler Juozas Kaliukevičius (VIII. Kl.), Lilijana Špiliauskaitė (VIII. Kl.), Talvydas Špiliauskas (VII. Kl.) und andere teil. Am darauffolgenden Tage wurde J. Kaliukevičius durch den Parteisekretär und stellvertretenden Direktor der Mit­telschule, Anatanas Verseckas, während der Unterrichtsstunde und vor versam­melter Klasse Verminderung der Betragensnote angedroht, wenn er nochmals zur Kirche gehe. Im Vorjahre erhielten die obengenannten Schüler bereits ein­mal verminderte Betragensnoten wegen Kirchenbesuchs. Die Lehrerin, Frau Brunzienė, drohte der Mutter von Lilijana Špiliauskaitė, sie werde die Betra­gensnote ihrer Tochter nochmals herabsetzen.und warnte die Mutter nochmals dringend, Lilijana dürfe nie wieder die Kirche in Aukštadvaris aufsuchen. Ohne Wissen der Eltern wurde die Schülerin Lilijana Špiliauskaitė gewaltsam in den Atheistenklub inskribiert und die Mitgliedschaft erst nach scharfem Protest der Eltern wieder aufgehoben. Mitglieder solcher Atheistenklubs werden in die Kirchen entsandt, um Predigten der Priester mitzuschreiben und auszuspionie­ren, welche Mitschüler Gottesdienste besuchen.

Die Lehrerin, Frau Astrauskiene, verkündete in der Atheistenstunde, alle Prie­ster und Gläubigen seien dumm und rückständig. Die Lehrerin verhöhnte be­sonders das Beten und zwang gläubige Kinder dazu, sich an dieser Verhöh­nungsaktion zu beteiligen.

Die Putzfrau der Schule, Frau Dandiene, machte dem stellvertretenden Schuldi­rektor Verseckas einmal Vorhaltungen und bemerkte, die Verfolgung gläubiger Schüler sei schließlich von der Verfassung verboten. Verseckas bemerkte dazu nur zynisch: »Gib den Schülern Freiheit — und sie rennen alle zur Kirche!« . .