Vilnius

Mit großer Freude vernahmen die Gläubigen hierzulande im Radio die Gruß­worte des Heiligen Vaters an die Litauer: »Den litauischen Brüdern wünsche ich österliche Hoffnung in Christo.« Geistliche und Laien Litauens sind für diese Aufmerksamkeit seitens des Papstes besonders dankbar.

Vilnius

Nach dem Osterfest d. J. betätigte sich der Bevollmächtigte des Rates für Reli­gionsangelegenheiten, Petras Anilionis, als Agitator vor den in den Exekutivko­mitees einzelner Städte versammelten Dekanen und verlangte, für strikte Ein­haltung des »Statut der Religionsgemeinschaften« zu sorgen. Einzelheiten in der nächsten Nummer der »Chronik«.

Panevėžys

Bischof R. Krikščiūnas äußerte hier, die Sowjetregierung werde den Bischöfen Litauens nicht gestatten, zum Papstbesuch ins benachbarte Polen zu reisen. Die Sowjetbehörden argumentieren, der Papstbesuch sei keine kirchliche Angele­genheit, sondern ein Gegenbesuch des vatikanischen Staatsoberhaupts bei der polnischen Regierung.

Klaipėda

An den Generalsekretär des ZK der KPdSU Erklärung

der Katholiken der Stadt Klaipėda und der gesamten Republik

Wir, Katholiken der Stadt Klaipėda und der gesamten Litauischen SSR, wenden uns an Sie als Generalsekretär und bitten um Hilfe bei der Rückgabe unserer 1961 in Klaipėda aus Spenden der Katholiken ganz Litauens errichteten Kirche. Das Gotteshaus wurde bald nach Fertigstellung den Gläubigen weggenommen und in einen philharmonischen Konzertsaal umgewandelt. Die Genehmigung zum Bau der katholischen Kirche in Klaipėda war vom Ober­sten Sowjet und dem Ministerrat der UdSSR über den Ministerrat der Litaui­schen SSR erteilt worden. Sie war vom damaligen Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, Chruščov, unterzeichnet. Am 15. August 1960 wurde der Beschluß über die Schließung der Kirche in Kenntnis bekanntge­geben. Am 26. Februar 1961 wurden die Bauherren, Pfarrer Liudvikas Povilio­nis (heute Bischof) und Pfarrer Bronius Burneikis, strafrechtlicher Verfolgung unterzogen. Vor Verhaftung der Geistlichen wurde die Baugenehmigung von Vilnius aus zugunsten des Ministerrates der Litauischen SSR eingezogen. Seit Wegnahme des Gotteshauses haben wir uns an die Regierung der Sowjet­union gewandt und um Rückgabe der Kirche gebeten, doch wurde unserer Bitte nicht entsprochen.

Der jetzt gottesdienstlich genutzte Bau der katholischen Gemeinde Klaipeda entspricht den Bedürfnissen der Gläubigen in keiner Weise. Der Kirchenraum ist zu klein und zu niedrig, wegen Überfüllung und Luftmangel werden Kirch­gänger oftmals ohnmächtig, andere müssen draußen stehen. Nach Schließung der Kirchen in Nida und Juodkrante (Kurorte auf der Kurischen Nehrung) hat sich die Zahl der Kirchenbesucher in Klaipeda weiter erhöht. Viele Gläubige sind gezwungen, in Nachbargemeinden zur Kirche zu gehen. Klaipeda wird ferner als Hafenstadt von vielen Seeleuten und ausländischen Staatsangehörigen besucht. Manche dieser Gäste suchen auch die katholische Kirche auf und sind meist erstaunt, daß es in der ganzen Stadt nur diese eine, kleine und dürftig ausgestattete Kirche gibt. Hartnäckigen Fragern, die nicht glauben wollen, daß dies die einzige katholische Kirche sei, bleibt nichts anderes übrig als zu erklären, daß es zwar eine große und schöne Kirche, St. Maria Frie­denskönigin, gibt, daß diese aber den Gläubigen weggenommen und in einen Konzertsaal umgewandelt wurde. Dies gereicht den Vertretern der Sowjetmacht leider nicht zur Ehre.

Ein Schreiben ähnlichen Inhalts versenden wir gleichzeitig an N. A. Kurojiedov, den Bevollmächtigten des Rates für religiöse Angelegenheiten beim Ministerrat der UdSSR. Dies Schreiben ist von 10241 Gläubigen aus der Litauischen SSR unterzeichnet.

Es erhebt sich die Frage — warum die Gläubigen der Kirchengemeinde Klaipe­da, die ein so ansehnliches und geräumiges Gotteshaus wie die Kirche St. Maria Friedenskönigin erbaut haben, diesen Kirchenbau nicht auch nutzen dürfen? Warum müssen sie sich mit einem zu kleinen, dem Bedarf keineswegs entspre­chenden Bauwerk begnügen bzw. kostbare Zeit verschwenden, um in Nachbar­gemeinden zur Kirche zu gehen?

Deshalb wenden wir, Gläubige der Stadt und Gemeinde Klaipeda und Katholi­ken aus der gesamten Sozialistischen Sowjetrepublik Litauen, uns an Sie. Wis­sen wir doch, daß man uns unser Gotteshaus zurückgeben wird, wenn Sie dies befürworten.

Wir meinen, die Rückgabe dieses Sakralbaus würde die Autorität der Sowjetre­gierung nicht nur in unserem Lande, sondern auch auf internationaler Ebene er­heblich stärken. Menschen guten Willens in aller Welt würden ein solches Vor­gehen einhellig begrüßen.

Wir, die Gläubigen ganz Litauens, bauen auf Ihre Hilfe und sehen Ihrer Ent­scheidung vertrauensvoll entgegen.

Gläubige der Stadt Klaipeda und der gesamten
              Sozialistischen Sowjetrepublik Litauen

Klaipeda, 6. März 1979

Die Bittschrift mit 10241 Unterschriften wurde an die genannte Adresse abge­sandt. Durchschriften dieser Eingabe wurden allen Bischöfen und Bistumsver­waltern Litauens zugestellt.

Klaipėda

Am 29. April 1979 gab der Gemeindepfarrer Jonas Baikauskas den Gläubigen in der Kirche bekannt, daß Reparaturarbeiten des Kirchenbaus in Absprache mit der Kurialverwaltung Telsiai sofort vorgenommen würden. Diese Ankündi­gung des Gemeindepfarrers hat, angesichts der Bitte der Gläubigen um Rückga­be des zweckentfremdeten Kirchenneubaus, in der Gemeinde Erregung und Un­willen hervorgerufen. Man befürchtet, daß die eilig angesetzten Reparaturarbei­ten den Interessen der Sowjetbehörden dienstbar gemacht werden sollen. Besucher in Telsiai erfuhren von der Kurialverwaltung, daß Gemeindepfarrer J. Baikauskas die Reparaturarbeiten keinesfalls mit dem Bistumsverwalter abge­sprochen hatte.

Die Gläubigen in Klaipeda hatten den Verwalter des Bistums Telsiai schon frü­her ersucht, einen neuen Gemeindepfarrer in Klaipeda zu ernennen, da sich Pfarrer J. Baikauskas für diesen Posten nicht eignet. Alle diesbezüglichen Ein­gaben der Gemeinde blieben aber unbeantwortet, da Pfarrer J. Baikauskas sich der Unterstützung durch die atheistische Staatsmacht erfreut, ohne die der Bis­tumsverwalter keine Umbesetzung der Pfarrstelle vornehmen kann. Die »Chronik der Litauischen Katholischen Kirche« schlägt Pfarrer J. Baikaus­kas daher vor, freiwillig und in allen Ehren zurückzutreten und den Posten des Gemeindepfarrers einem jüngeren Priester zu überlassen, der in der Lage ist, ei­ne seelsorgerische Tätigkeit unter Großstadtbedingungen zu organisieren. Ein weiteres Verbleiben von Pfarrer J. Baikauskas in Klaipeda dient nur noch den Interessen der Atheisten.

Panevėžys

In Februar 1979 hat der Kanzler des Bistums Panevėžys, Vladas Rabašauskas, die Dekane der Diözese im Namen des Bevollmächtigten des Rates für religiöse Angelegenheiten, P. Anilionis, gewarnt, in anderen Bistümern würden Unter­schriften für eine Eingabe gesammelt, in der die Außerkraftsetzung des Statuts der Religionsgemeinschaften verlangt wird, da dessen Bestimmungen der Ver­fassung widersprechen. Falls einzelne Priester der Diözese solche Eingaben un­terzeichneten, betonte der Kanzler, würden die zuständigen Dekane dafür be­straft werden.

Es wäre wirklich interessant zu erfahren, auf welche rechtliche Grundlage sich eine solche Maßnahme stützt. Eingaben von Gesuchen und Anträgen an die Adresse der Regierung sind weder nach staatlichem noch nach dem Kirchen­recht strafbar.

Telšiai

Am 10. Februar 1979 war Frau Šuorienė, Kronzeugin im Fall des relegierten Se­minaristen Ričardas Jakutis — beim hiesigen Geheimdienst vorgeladen. Als sie sich weigerte, der Vorladung Folge zu leisten, wurde ihr zwangsweiser Abtrans­port per Polizeiauto angedroht. Bei der Vernehmung sollte Frau Šuorienė alles berichten, was sie über Jakutis wisse. Die vernehmenden Geheimdienstler ver­langten schriftliche Niederlegung der Aussagen. Aus diesen Vorgängen ist zu er­sehen, wie sehr die Geheimpolizei um das Wohl des R. Jakutis besorgt ist.

Viešvėnai, Rayon Telšiai

Die Gläubigen der hiesigen Kirchengemeinde sind unzufrieden, daß die Behör­den Pfarrer Jonas Kauneckas' seelsorgerische Tätigkeit in ihrer Gemeinde ver­bieten. Sie haben sich deshalb wiederholt mit Protesten an den Verwalter des Bistums Telšiai, Pfarrer Antanas Vaičius, gewandt und ihm ein Gesuch mit 37 Unterschriften unterbreitet. Der Verwalter erklärte ihnen, er könne da nichts machen, die Entscheidung liege nicht bei ihm.

Es trifft zu, daß der Bistumsverwalter hier machtlos ist, denn der Bevollmäch­tigte des Rates für religiöse Angelegenheiten, P. Anilionis, hat persönlich Pfar­rer J. Kauneckas untersagt, in der Gemeinde Viešvėnai tätig zu werden. Im Registrationsschreiben des Exekutivkomitees waren ursprünglich gleich zwei Geistliche für diese Gemeinde benannt: Pfarrer Juozas Pačinskas und Pfarrer Jonas Kauneckas. Der Name des letzteren wurde dann aber im Amt des Bevoll­mächtigten aus dem Registrierungsschreiben gestrichen. Davon erfuhren die Gläubigen im Exekutivkomitee des Rayons Telšiai. Eine Delegation von Gläu­bigen sprach daraufhin zweimal beim Amt des Bevollmächtigten des Rates für religiöse Angelegenheiten in Vilnius vor und hinterließ dort ein Gesuch folgen­den Inhalts:

An den Bevollmächtigten des Rates für religiöse Angelegenheiten Erklärung

der Gläubigen der Gemeinde Viešvėnai

Die Sowjetverfassung proklamiert (Art. 50) — »Die Kirche ist vom Staat ge­trennt« und daß sich der Staat in die Angelegenheiten der Kirche nicht einmi­sehe. Deshalb ist uns unbegreiflich, wie Sie, als Bevollmächtigter des Rates für religiöse Angelegenheiten, Pfarrer Kauneckas verbieten können, in der Kirche von Viešvėnai zu amtieren. Als Resultat seiner Bemühungen wurden der Glockenturm repariert, der Kirchenraum gestrichen, die Beleuchtungsanlage und die kirchlichen Gewänder in Ordnung gebracht.

In seinen Predigten hat Pfarrer Kauneckas uns stets aufgefordert, fleißig und arbeitsam zu sein, unsere Kinder ermahnt, eifrig zu lernen, nicht zu rauchen, nicht zu trinken sowie Erwachsenen und Lehrern Ehrerbietung zu bezeugen. Der Geistliche hat sich sicher auch nicht strafbar gemacht, als er uns klarmach­te, daß Wissenschaft und Glaube keine Gegensätze sind und daß die Lehrer kein Recht haben, Kinder lächerlich zu machen oder zu bestrafen, weil sie zur Kirche gehen. Diese Rechte gibt uns die Verfassung, und sowjetische Gesetze verbieten es keineswegs zu glauben, sondern garantieren vielmehr jedermann Glaubens­freiheit.

Zerstören Sie bitte nicht das Vertrauen in die neue Verfassung, und gestatten Sie Pfarrer Kauneckas, in der Gemeinde Viešvėnai zu amtieren.

12. Februar 1979                              Unterzeichnet von 97 Gläubigen

Der Bevollmächtigte des Rates versprach, dieser Bitte zu entsprechen. Am 26. Februar 1979 erhielten die Gläubigen in Viešvėnai ein vom Bevollmäch­tigten des Rates für religiöse Angelegenheiten unterzeichnetes Schreiben, in dem es heißt, die Verteilung von Priestern auf die Gemeinden sei Sache der Bistums­verwalter, und die Organe der Sowjetmacht mischten sich in kirchliche Angele­genheiten nicht ein.

Žalioji, Rayon Vilkaviškis

Am 1. März 1979 ersuchten die Altersrentner der Gemeinde Žalioji den Bevoll­mächtigten des Rates für religiöse Angelegenheiten, P. Anilionis, in einem Schreiben um die Genehmigung, dem Priester einer Nachbargemeinde zu ge­statten, den österlichen Auferstehungsgottesdienst in einer Privatwohnung des Ortes abzuhalten, da im eigentlichen Kirchenbau ein Mühlenbetrieb unterge­bracht ist. Das Gesuch war von 77 alten Leuten unterzeichnet. Da eine Antwort ausblieb, richteten die Gläubigen eine weitere Bittschrift an die Behörden des Rayons Vilkaviškis, den Auferstehungsgottesdienst auf dem Friedhof Žalioji bei der Kreuzkapelle St. Marien feiern zu dürfen. Statt einer Antwort wurden die Friedhofstore verriegelt.

Angesichts der Tatsache, daß die sowjetische Gesetzgebung Gebete auf Friedhö­fen gestattet, zelebrierte der Gemeindepfarrer von Didvyžiai, Antanas Lukošai-tis, am Ostermorgen um 7 Uhr früh die Auferstehungsmesse auf dem Friedhof Žalioji, unter Teilnahme von Gläubigen aus der Umgebung.

Nach Ostern wurde der Bürger Vidmantas Kaminskas vom Parteisekretär Vla­das Žemaitis der landwirtschaftlichen Experimentierstation Rumokai vernom­men. Dieser wollte wissen, wieviel Leute an dem Gottesdienst teilgenommen hätten, woher die Blaskapelle gekommen war und wer Fotos gemacht habe. An­scheinend bereiten Gottesdienste auf Friedhöfen den örtlichen und Rayonbe­hörden großes Kopfzerbrechen.

Ebenfalls nach dem Fest richteten Gläubige der Gemeinde ein Beschwerde­schreiben an die Rayonbehörden, in dem es u. a. heißt: »Ihre Anordnung, die Friedhofstore abzuschließen, löste allgemeine Empörung aus. Uns fehlen die Worte, dies, Ihr Benehmen, treffender zu kennzeichnen.« Auf dem Friedhof zu Žalioji gedachte man am 18. April 1979 mit einem Trauer­gottesdienst des verstorbenen Pfarrers J. Bubnaitis. Der Ortsvorsitzende A. Gu-dynas verbot den Angestellten der Ortsverwaltung, den Friedhof mit ihren Kränzen zu betreten. Die Kränze mußten an der Friedhofsmauer niedergelegt werden.

Slabadai, Rayon Vilkaviškis

Die Putzfrau der Kapelle zu Slabadai, Frl. Zuzana Dylaitytė, nahm in der bau­fälligen Hütte unweit des Kirchenbaues Wohnung, wo bis zu ihrem Tode Frau Bušauskienė gewohnt hatte, um den Kapellenbau zu beaufsichtigen. Es war der ausdrückliche Wunsch der Gemeindemitglieder, daß Frl. Dylaitytė hier Woh­nung beziehe und die Aufsicht übernehme. Inspiriert von dem stellvertretenden Vorsitzenden des zuständigen Exekutivkomitees, Juozas Urbonas, verweigerten die örtlichen Behörden Frl. Dylaitytė aber den käuflichen Erwerb der Hütte. Als sich die Putzfrau deswegen (am 29. 12. 1978) an den Bevollmächtigten des Rates für religiöse Angelegenheiten wandte, fragte P. Anilionis ironisch zurück: »Willst dort wohl eine Kinderschule einrichten?« Die Putzfrau des Kapellen­baus, Frl. Z. Dylaitytė, wird also aus dem Hüttlein ausziehen müssen. Schluß­folgerung — die Sowjetmacht sieht das Gebäude der gesamten marxistischen Ideologie wanken, wenn die Raumpflegerin einer Kapelle in einer benachbarten Kate Wohnung bezieht.

Šaukėnai, Rayon Kelmė

Gesuch        

an den Ministerrat der Litauischen SSR

Zu Ende des vergangenen Krieges ist die Kirche der Gemeinde Šaukėnai abge­brannt. Im Jahre 1947 wurde ein neuer Kirchenbau errichtet — Blockhaus,

Bretterwände drinnen verschalt. Im Laufe der Jahre ist die Verschalung abge­fallen, die Bretter sind vermodert, durch Risse pfeift der Wind, stiemt der Schnee im Winter, rinnt der Regen im Sommer. Im Winter ist es in der Kirche sehr kalt. Diese Umstände zwingen uns zu bitten, der Ministerrat möge gestat­ten, den Kirchenbau von außen mit einer Mauer aus Ziegelsteinen zu umgeben. Da der Ankauf von Ziegeln jetzt freigegeben ist, hoffen wir, eine Genehmigung für dieses Bauvorhaben zu erhalten.

Komitee der römisch-katholischen Religionsgemeinschaft Šaukėnai 23. Januar 1976

N. B. Seit Eingabe dieses Gesuches sind drei Jahre vergangen, eine Antwort kommt und kommt nicht. Interessant wäre es zu erfahren, innerhalb welcher Frist Sowjetbehörden eigentlich auf Eingaben der Bürger antworten müssen?

Kelmė

Das Exekutivkomitee Kelmė befahl allen Geistlichen des Rayons, sich am 29. März 1979 bei der Rayonverwaltung einzufinden. Es waren erschienen — die Gemeindepfarrer von Kelmė, Kražiai, Karklėnai, Tytuvėnai, Užventis, Pakra-žantė. In der vordersten Reihe saß der orthodoxe Pfarrer von Kolainiai. Nicht alle waren dem Befehl nachgekommen, es fehlten die Gemeindepfarrer von Stulgiai, Šaukėnai, Vaiguva und Lioliai. Der Vorsitzende des Rayon-Exekutivkomitees, V. Januška, informierte die versammelten Geistlichen über die wirtschaftliche Lage: produzierte Milchmenge, Zahl der Schweine, der repa­rierten Pflugscharen usw. Die gleichen Nebensachen hatte man bereits im Vor­jahr den extra zur Verwaltung bestellten Geistlichen vorgetragen. Man kann sich nur wundern, daß manche Geistliche heute immer noch solche »Lektionen« besuchen. Solange es solche »gehorsamen Schäflein« als Zuhörer gibt, werden die Gottlosen des Rayons ihnen auch weiter Vorlesungen über das Pflügen und die Schweinezucht halten.

Užventis, Rayon Keime

Unweit des Städtchens, an der Dorfstraße, befindet sich der jüdische Friedhof. Selbst während der deutschen Okkupation wurde dieser nicht angetastet. Die jetzt hausenden Atheisten scheinen aber jedes Gefühl für menschlichen Anstand verloren zu haben. Sie haben den jüdischen Friedhof zerstört, Grabplatten zer­schlagen oder gestohlen. Im Sommer lassen sie hier Pferde und Ziegen weiden.

Užventis, Rayon Kelmė

Der stellvertretende Vorsitzende des Rayon-Exekutivkomitees Kelmė, A. Paza-rauskas, verbietet Geistlichen, mit einem Trauerzug auf dem Weg zum Friedhof den Ort zu passieren.

Šaukėnai, Rayon Kelmė

Am 20. Februar 1979 verstarb hier die Bürgerin des Städtchens Šaukėnai, Frau Bronislava Budrienė. Da ihre Mutter eine tiefgläubige Frau gewesen war, be­schlossen die Kinder, sie kirchlich zu bestatten. Eine ihrer Töchter war Vorsit­zende der Ortsverwaltung, und es gab Denunziationen. Auf Initiative der Methodistin des Kulturhauses Šaukėnai erschienen auf dem Anwesen der Fami­lie Budrys zwei »Wolga«-Limousinen voller Atheisten, die unter allen mögli­chen Drohungen versuchten, den Kindern der Verstorbenen von einem kirchli­chen Begräbnis »abzuraten«. Die Kinder konnten dem Terror nicht widerstehen und bestatteten ihre Mutter ohne den Segen der Kirche. Die Gefühle der gläubigen Trauergemeinde wurden noch zusätzlich beleidigt, als der Russe Neumanas Kurpėnas am Grabe das Wort ergriff und in fehlerhaf­tem Litauisch erklärte: »Damit eröffne ich das Meeting bei die verstorbene Bu­drienė . . .«

Ähnlich schlechtes Benehmen demonstrierte auch die kommunistisch-atheisti­sche Lehrerin, Frau Monika Kančalskienė.

Kaunas                          ^,

Prof. Ladauskas ist Inhaber des Lehrstuhls für Geburtshilfe und Gynäkologie am Medizinischen Institut Kaunas. Während einer Vorlesung beschwerte er sich vor Studenten darüber, daß es in der Republik immer noch Ärzte gäbe, die sich aus religiöser Überzeugung weigerten, Abtreibungen vorzunehmen. Mitunter schlössen sich auch Studenten im klinischen Praktikum diesen Ansichten an. Solche Vorkommnisse würden jetzt in aller Schärfe bekämpft werden. Wir wer­den nicht zulassen, daß irgendwelche religiösen Vorstellungen den Interessen der Frauen entgegenwirken — erklärte Prof. Ladauskas zum Ende seiner Vorle­sung.